SC Bechhofen - SG 1882 Fürth 2 4 : 4

Der Wettkampf zwischen Teilnehmern aus dem Tabellenmittelfeld sollte für beide Mannschaften keine Bedeutung hinsichtlich Ab-/Aufstieg haben. Genauso fiel das Ergebnis aus, was aber keineswegs bedeutete, dass nicht an allen Brettern teilweise hart gekämpft wurde. Schließlich ging es für jeden Spieler neben der Spielfreude auch um die Schachehre, abzulesen an der DWZ-Bewertung. Wie ich finde, ist dies ein gutes Aushängeschild für den Schachsport im Allgemeinen. Im folgenden Bericht sollen aus allen Partien jeweils eine (zwei) spielentscheidende Situationen dargestellt werden.
 
Brett 1:        Heimrath, W.  -  Khalil, S..      1 : 0
Wolfgangs absolut passiv spielender Gegner hatte sich im Verlauf der Partie neben einem Bauernverlust auch mehrere, v.a. schwarzfeldrige Felderschwächen geschaffen (c5, e5, f6), sodass die weißen Figuren optimal platziert werden konnten. Die Stellungsbewertung des Analyseprogramms bewegte sich dementsprechend durchgehend zwischen 1,5 und 4,0 zugunsten des Anziehenden.

In dieser Position hatte Weiß soeben 53. h5 gezogen mit dem Ziel das schwache Feld g6 zusätzlich bloßzulegen.
Schwarz übersah die damit verbundene Falle und zog 53. … gxh5??. Nach 54. Tg5+ ist die Verluststellung absolut hoffnungslos und musste nach wenigen Züge aufgegeben werden.

Brett 2:        Holzer, J. - Dr. Zühlke, B.    0 : 1
Mein von Beginn an vehement angreifender Gegner erwiderte die Königsindische Verteidigung mit dem sog. Vierbauernangriff mittels der frühzeitigen Zentrumsbesetzung d4, c4, e4 und f4.

Wie man an nebenstehender Position 42. … Tc2 (0.00) sieht, vefügt die weiße Stellung am Damenflügel über gewisse Vorteile: Sein Freibauer auf b5 ist derzeit nur von der Dame blockiert. Bei deren Wegzug sorgen der Tb3 und der Lc6 für einen zügigen Vormarsch in Richtung Umwandlungsfeld b8.
Allerdings darf man nicht übersehen, dass diese beiden weißen Figuren kaum Einfluss auf das Geschehen im Zentrum und den Königsflügel nehmen. Gerade im Zentrum ist das schwarze Übergewicht deutlich; zudem ist die weiße Grundreihe empfindlich geschwächt, was sich als spielentscheidend herausstellen sollte.

Der ungeduldige Gegner wollte es nun mit der Brechstange versuchen. Nach 43. g4? Dd4!

sah er sich gleich mehreren gravierenden Drohungen ausgesetzt (Stockfish beurteilt diese Diagrammstellung mit -7.80):
Die Mattabsichten mittels Dd2 bzw. De5 könnte man zwar mittels Dg3 abwehren, jedoch gab es nach 44. b6?? Dc4! mit Doppelangriff auf die Türme keine Rettung mehr für Weiß.
Aber auch andere weiße Züge ermöglichen die schwarzen Gewinnabsichten, z.B. 44. Dg3 fxg4 mit der Drohung TxTf1+

Brett 3:        Strobel, N.  -  Sandner, A.    0 : 1

Norbert verfügte längere Zeit über messbare Stellungsvorteile.

In dieser Stellung besitzt er nach 26. … Se5 im Zentrum einen deutlichen Raumvorteil, ein aktiv stehendes Springerpaar und eine halboffene f-Linie.
Hier ergäbe nun 27. Sfxe5! die eindeutig positive Bewertung von +1.52 zugunsten von Weiß: Der Sc4 unterstützt z.B. nach 27. … dxe5 28. Le3 die permanente Drohung „Bauernvormarsch d5-d6“, also auf ein Feld, welches zeitnah durch Schwarz nicht zu kontrollieren ist.
Außerdem ist die Turmverdopplung Ta1 – a2 – f2 zügig umsetzbar und der weiße Druck gegen die schwarze Stellung nimmt beträchtlich zu.

In der Partie wendete sich allerdings das Blatt zugunsten des Nachziehenden:
27. Scxe5 Lxe5 28. Lxe5 dxe5 29. Dc2 Kg7 30. Tf2 f6 31. Tg1 Db8 32. De2 Se7  33. Lc2 g5 34. De3 Sg6 35. Se1 Sf4 36. Sg2 Th8  37. Sxf4 exf4 38. Dd3 De5  39. Kg2 h5 (Diagramm mit -1.89)

Die h-Linie wird bald geöffnet und g4 als anfällig markiert. Das weiße Zentrum ist blockiert und die schwarze Dame steht aktiv. Mit dem Öffnungszug f4-f3 muss stets gerechnet werden und die Blockade 40. Df3 sieht nach 40. … hxg4 41. hxg4 Th4  42.  Kf1 Teh8 ziemlich hoffnungslos aus. Schwarz gewann in Folge schnell die Oberhand und auch die Partie.

Brett 4:        Böse, K.  -  König, O.      0,5 : 0,5

Die 55-Züge-Partie verließ nur einmal in Zug 16 wesentlich die Remisbreite als Weiß mit 16. Sf3? einen Figurengewinn verpasste:

Hier wäre nach 16. g4! Le6 17. f4 Lg7 18. f5 oder 16. g4 Le4 17. f3 der weißfeldrige schwarze Läufer verloren gewesen.

Nach 16. Sf3? war dann eher Schwarz immer „am Drücker“.

Es entstand am Ende ein gefährlich aussehender Freibauer  auf c3, wobei letztendlich das entstandene Damenendspiel (Diagramm nach 48. Kf3)

nur schwer zu gewinnen ist.
Der vom Analyseprogramm ausgewiesene schwarze Stellungsvorteil (ca. -1.40) bedeutet hier noch nicht unbedingt eine Gewinnstellung. Weiß kann sich z.B. mit e5 selbst Linien gegen den schwarzen König öffnen und die Menge an möglichen Schachgeboten ist kaum zu berechnen.
 
Die Einigung auf Remis nach weiteren 7 Zügen ist auf jeden Fall nachvollziehbar.

Brett 5:        Reuter, D.  -   Meyer, N.    0 : 1
Nach gegensätzlichen Rochaden ging es darum, den eigenen Königsangriff schnellstmöglichst vorzutragen.Hierbei hatte es aber schon weiße Tempoverluste mit unnötigen Damenzügen Dh6 – Dd2 gegeben. Der schwarze Monarch steht auf f7 vorübergehend ziemlich sicher.
Statt dessen wäre es für Weiß wichtig, den eigenen König zunächst  auf dem Feld b1 zu sichern, was das nun folgende Motiv aus der Stellung nimmt (Diagramm nach 24. Sd5 Da6):

Nach 25. Se3? konnte Schwarz den Turm auf c4 stehen lassen und mit 25. … axb3! 26. Sxc4 bxa2  die Bauernumwandlung durchsetzen.


Brett 6:        Alsheimer, L. – Shlosberg, M.      0 : 1

In dieser Stellung (nach 21. Tb1 entstanden) besitzt Schwarz schon deutliche Stellungsvorteile:
Die weiße Drohung Sxf7 ist nicht wirklich gefährlich, da es keine durchschlagende Fortsetzung gibt. Das Springerpaar steht eher etwas passiv und damit wirkungslos.
Dagegen könnte nun Schwarz seinen Springer über d5 nach f4 manövrieren und im Zusammenspiel mit dem Lb7 das Feld g2 unter Beschuss nehmen. Nebenbei muss Weiß nach 21….. Sd5 erst die Drohung f6 verteidigen.

In der Partie spielte Mike ebenfalls wirkungsvoll weiter mit:
21. … h6 22. Sgxf7 Se4  23. La1 Txa2  24. Sd8 Ld5  25. Sdc6 Ld6  26. b4 Txf2  27. Tf1 Tc2  28. b5 Sd2  29. Te1 Sb3  30. Lc3 Txg2+

Wie man sieht, kam es zu einer nahezu vollständigen Demontage des weißen Königsflügels und Weiß musste alsbald aufgeben.


Brett 7:        Springmann, M.  – Gessler, L.      0,5 : 0,5

Die dieser Schlussstellung weist leichte Vorteile für den Anziehenden auf (+0.71) , die man z.B. mit 20. Sd4 nutzen kann:
Der zu erwartende Abtausch der weißfeldrigen Läufer legt die Felderschwäche c6 im schwarzen Lager offen. Ein Damenmanöver auf die Diagonale h1 – a8 ist nun naheliegend. Irgendwann kann man evtl. den Springer auf c6 einpflanzen?!


Brett 8:        Kiefer, J.  – Rosenkranz, M.       0,5 : 0,5

Diagramm nach 5. … Lg4 6. h3 Lxf3   7. Dxf3  c5
Der frühzeitige Abtausch des weißfeldrigen schwarzen Läufers mahnt zur besonderen Vorsicht: Die schwarzen Schwächen f7 und b7 können nun mit Dame (und Läufer) angegriffen werden.
Statt der Partiefortsetzung 8. Lc4 Sbd7?  9. Db3! (+1.63) mit Bauernverlust sollte Schwarz den Königsflügel mit 8. … g6 entwickeln. Man nimmt damit das Feld f5 dem weißen Springer bleibend weg und entwickelt den Königsflügel. Die Drohung Db3 kann, anders als in der Partie, nun mit einem Damen-Entwicklungs-Zug nach c7 oder auch e7 gut verteidigt werden. Schwarz stünde danach solide.
Maria verteidigte sich in Folge noch sehr zäh, erreichte zeitweilig sogar das Stellungsgleichgewicht, musste aber nach 60 Zügen (!) letztendlich doch die Segel streichen.


Fazit:     

Das hart umkämpfte Unentschieden geht voll in Ordnung. Die letzte Runde gegen den Tabellenvorletzten SC Ansbach 2 könnte noch der Ergebniskosmetik dienen.

Burkhard Zühlke (Mannschaftsführer)

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