SK Herzogenaurach 2 - SG 1882 Fürth: 2,5-5,5

Nach unserer ersten Niederlage ging es in die Sportschuhmetropole Herzogenaurach. Nach Absagen zweier Stammpieler konnte ich wieder einmal die Jugend für die Bretter 7 und 8 anwerben.

Brett 1: Ediz Kocak (DWZ 2157) - Michael Finster (DWZ 2074)
Ediz spielte das Londoner System. Sein Gegner zelebrierte früh einen Stockfish-Zug, jedoch direkt danach folgte ein Fehlzug.
Ediz hat zunächst auf beiden Flügeln alles unter Kontrolle. Stellung nach 26...Sg7-f5



Stockfish findet hier 3 Züge die im Schnitt 2,7 Einheiten Vorsprung brächten.
27.Sg4! Schwarz sollte diesen Springer nicht schlagen (Lxg4 hxg4 Sh6  c6! mit Qualitätsgewinn) Dg7 Tac1-Tg8 c6!
27 c6! Ld6 Lxd6 Sxd6 Sd7 und Qualitätsgewinn
27.Tac1 Lxf3 Dxf3! Sxd4 Dc3 Lxe5 Txe5! Dxe5 c6! und Schwarz geht trotz Mehrturm unter.
Ediz war hier mit 27.Dd2 zu vorsichtig. Nach 27...Lxf3 28.Sxf3 hätte Schwarz mit Tg7 oder Tg8 Ausgleich. Dieser spielte aber 28...Sf7?
Wenig später: Stellung nach 31...Sf7-d6



Auf den ersten Blick will Stockfish hier De2 spielen. Nachdem Stockfish aber einige Zeit gerechnet hat findet er einen besseren Zug. 32.f3!!
Nach dem logischen, aber falschen, Zug Dxd4 (besser erst bxc6) sollte nun Kh2 kommen und nach dem stark aussehenden Sc4 folgt Db4!! Ld6 Dxd6 Sxd6 Lxd6 Dxd3 Lxe7 Tc8 cxb7 und Weiß steht mit +1,9 fast auf Gewinn. Witzigerweise spielte Ediz hier 32.f3!! und stand nach 32...Dxd4 33.Df2?? Dxd3 glatt auf Verlust.
Sein Gegner leistete sich aber zwei Züge später einen fatalen Fehler und man einigte sich auf Remis.
0,5-0,5

Brett 8: Stefanie Steinmüller (DWZ 1755 - Benno Funk (DWZ 1701)
Im geschlossenen Sizilianer ging es sehr offen zu. Stellung nach 21.Ta1-e1



Benno hat einen rückständigen isolierten Bauern, und so würde man Weiß mehr Chancen auf den Sieg geben. Stockfish gibt hier eine Variante an, die er für absolut ausgeglichen hält: 22...Te4! 23.Lxe4? (Da7 Tc4) dxe4 24.De5 e3 25.Kh2 einziger Zug Td2 26.Kg3 Tg2 27.Kh4 Dxe5 28.fxe5 e2 und der Freibauer wiegt die Qualität auf. Benno spielte Dd7. Nach einigen Abtäuschen kam es zum Läuferendspiel: Stellung nach 43.Lg4-f3



Weiß hatte fünf Läuferzüge in Folge gemacht, aber keine Fortschritte erzielt. So oder so ähnlich dürfte der Gedankengang beider Spieler gewesen sein. Somit bot Weiß Remis an, was Schwarz natürlich annahm.
Stockfish gibt hier Weiß ein +5,3 und gibt folgende mögliche Zugfolge an: 43...Lc6 44.Lh1! Lb7 45.Ke6 46.Lf3 Kf6 47.Ld1 Le8 48.Lc2 Lf7 49.Lb1 Le6 50.Ld3 Ld7 51.Ke3 und Schwarz kann nicht mit Ke5 in die Opposition gehen, da g6 hängt. Die Reihenfolge der weißen Züge scheint fast beliebig zu sein, wenn man den richtigen Gewinnplan im Hinterkopf hat. 
1-1

Brett 5: Wolfgang Heimrath (DWZ 2097) - Alexander Steinmüller (DWZ 1994)
Mein Gegner verließ nach vier Zügen die mir bekannte Theorie, so durfte ich mir neue Wege im Franzosen überlegen. Stellung nach 6.Lc1-g5



Bereits der erste Aufreger. Der übliche Blockzug Le7 funktioniert natürlich nicht wegen Lxe7 nebst Dxg7. Aber auch  Se7? wird mit Lxe7
beantwortet, da Dxe7 bereits mit Sxd5 einen Bauern verliert und Kxe7 gegen mehrere Schachgesetze verstossen würde! Schwarz zog 6...Dd7 7.Sf3 h5? Man sollte besser nur h6 spielen oder den Hauptplan La6 verfolgen. 8.Dh3 und Weiß steht etwas besser.
Nachdem ich einen Randbauern verspeist hatte, stand mein Springer in einer unangenehmen Fesselung. Ich provozierte eine Zugwiederholung um dann eine Figur zu opfern, schließlich hatte ich gerade ein Remisangebot abgelehnt. Stellung nach 19...Tg8-h8



Ich lief gerade im Dreieck (könnte man auch als Oxymoron bezeichnen) Dh4-Dg4-Dh3 und nun versuchte ich:
20.Sxf6!? Sxf6 21.Sg5 Kg8?
, der schlechteste von 3 möglichen Königszügen.
Auf 21...Kg6 wollte ich 22.Dd3 spielen und nach Sf5 auf e6 nehmen.
Auf 21...Kg7 folgt 22.Sxe6 und ist fast identisch mit der vorhergehenden Variante.
In der Partie geschah 21...Kg8 22.Df3? (deutlich stärker ist Dxe6-Dxe6 Txe6-Lxh2 Kf1-Ld6 Es droht Th1 und da ich nicht wußte, wie ich weiterspielen sollte, vermied ich den Damentausch) 22...Lxh2 23.Kf1 Tf8 24.Sxe6 Tf7 25.g3 Sg6?  Stockfisch sagt nun:
Schwarz gewinnt mit 24...Thh7 bei einer Bewertung von +2,9. Es folgte aber 26.Df5 und mein Gegner fand den einzigen spielbaren Zug 25...Sf8! NICHT und zog 26...Kh7??, worauf Stockfish auf +8,8 für Weiß hochschaltet. Beide Seiten hatten noch 4 Minuten für 15 Züge und so stellte mein Gegner in Verluststellung einen Springer + Qualität ein. Dies reichte mir zum Punktgewinn.
2-1

Brett 6: Reinhard Walther (DWZ 1933) - Karl Wittmann (DWZ 2044)
Karl durfte gegen den Senior der gegnerischen Mannschaft antreten. Beide verließen die ausgetrampelten Theoriepfade frühzeitig.
Weiß verschaffte sich zwei verbundene Freibauern am Rand, während Karl im Zentrum ackerte. Stellung nach 29...f4xe3



Weiß sollte nun den gefährlichen d-Bauern mit Sxd5 entfernen, da exf2 Txf2 kein größeres Problem darstellt. Stockfish gibt nach dem Bauernraub auf d5 als besten Gegenzug e4 an, was mit fxe3 beantwortet werden kann. Es folgte in der Partie: 30.fxe3 d4 31.exd4 exd4? (Nach Le3 Kh2 Lxd4 ist Weiß bereits verloren +4,8.) 32.Dc4. Wenig später Stellung nach 35...Kf7-g8



Weiß hat nur einen Zug, der nicht verliert. Mit Sd7!! (es droht Sf6) unterbricht er die d-Linie und greift den Freibauern auf d3 an. Lg5 g3 (dieser Zug ist leider notwendig, da sonst der c7-Turm in manchen Abspielen hängen würde.) d2 und nun packt Stockfish eine einfache Remisstrategie aus. Txd2! Lxd2 Sf6 Kf8 Sxh7 und Dauerschach, da der König wegen matt nicht nach h8 laufen darf.
Es geschah aber 36.Sc4? d2 und da es keine Rettung mehr gab, entschloss sich Karls Gegner zu der radikalen Maßnahme 37.Sxd2. LOL.
Mit der Mehrfigur drang Karl nun mit beiden Türmen ein und gewann.
3-1  Mit 5 aus 6 bleibt Karl unser Top-Scorer!!

Brett 4: Csaba Seregelyes (DWZ 1984) - Niko Rosenboom (DWZ 1924)
Im Reti-System gibt es eher strategische Finessen als taktische Wunderkerzen. Nach 14 Zügen nimmt Weiß freiwillig einen Isolani in Kauf,
der als Stützpunkt für den Springer dienen soll. Niko tauscht diesen Vorposten ab und gibt Schach. Stellung nach 24...Le7-c5



Nach Ke2 könnte man sich bald auf Remis einigen. Weiß spielte aber 25.Ld4? und übersah, dass 25...Td5 einen Bauern kostet.
Um nicht in die Fesselung (Tad8) zu geraten gab er den Bauern sofort. 26.Lxc5 Txe5 27.Kf3 Txc5 28.Td7 Weiß hat dafür immerhin die 7.Reihe erobert. Niko sollte nun a5 Tb7 b5 spielen. Stattdessen zog er 28...Ta5? 29.Tad1 Tf8 30.T1d2 und Weiß hat eine kleine Kompensation.
Wenig später, Stellung nach 30.Td2-d3?



Weiß hätte h4 spielen sollen. Er versuchte aber einen Gegenangriff. Stockfish gibt hier nach 30...Tc2! ein +3,2 für Schwarz. Nach Tf3 Tf5 Txf5 exf5 kann Weiß schlecht Kxg5 spielen, da nach Txf2 der Zug Txa7 wegen Matt in 2 (h6 Kh4 Txh2) nicht geht. Somit müsste er nach exf5 beispielsweise den Zug h3 spielen, worauf nach Txf2 Kxg5 h6 Kh4 Txa2 ein zweiter Bauer verloren geht. Niko spielte 30...h6? und bald war in diesem Turmendspiel nichts mehr zu erreichen.
3,5-1,5

Brett 3: Lorenz Schilay (DWZ 1984) - Ivica Sarec (DWZ 2012)
Lorenz kam in einen c3-Sizilianer. Obwohl sein branchenüblicher Isolani schon bald nicht mehr akut gefährdet war, kam es zu einer Überlastung der Dame. Stellung nach 23.Te1xe5



Mit 23...Txd3 gewinnt Schwarz mindestens eine Figur. 24.Txd5 (Dxd3 verbietet sich Dxg2 matt) Txg3 25.Lxg3 Lxd5.
Schwarz zog aber 23...Dxg2? 24.Dxg2 Lxg2 25.Lxf5 Txf5 26.Txf5 exf5 27.Kxg2 Td3 28.Le5 Sb3 und Schwarz hat "nur" 2 Bauern mehr.
Bald befand sich Lorenz in einem Endspiel mit drei Minusbauern, aber Stockfish gibt nur ein 0,5 für seinen Gegner. Schwarz konnte seine zahlenmäßige Überlegenheit nicht in einen Sieg verwandeln. Das Turmendspiel war am Ende wie so oft remis.
4-2

Brett 2: Martin Glitz (DWZ 2027) - Fabian Eber (DWZ 2153)
Fabian spielte die Löwenthal-Variation im Sizilianisch, welche als Überraschungswaffe gilt. Stellung nach 11...Sc6-b8



Weiß konnte nun mit 12.Dg4 eine Doppeldrohung aufstellen, die Weiß unterschiedlich begegnen kann:
12...Sf6 Dxg7 Tg8 Dh6 Sbd7 g3 (Sxd5 hätte Dxh7 zur Folge) +2,1
12...f6 Ld3 Sd7 (auf g6 folgt Dc8 Dd8! (Kf7?? Lh6 +5,8) Dxb7) Lxh7 +1,8
12...g6 Dc8 Dd8 Dxb7 Sd7 Db4 +1,8
Weiß spielte aber das ruhigere 12.c4?! f5! 13.Le2 Sd7 14.0-0 +0,4
Nach vielen Umgruppierungen hatte sich Fabian Ausgleich verschafft und bald war sogar mehr drin. Stellung nach 33.Le2xb5:



Hier konnte Schwarz mit Sxb4 in Vorteil kommen. Tb2 Sd3 Lxd3 exd3 Dd2 Sxc5 Lxc5 dxc5 Dxd3 und ein Mehrbauer bleibt übrig.
Fabian zog hier 33...Sxe3 34.Dxe3 dxc5 Txd7 Txd7 Lxd7 Dxd7 Txc5 und jeder hat einen Freibauern, wobei sich die Unterscheidung von gedecktem und ungedecktem Freibauer nicht in der Bewertung niederschlägt. 0,00 sagt Stockfish. Alle weiteren Gewinnversuche werden abgeblockt und so endet die Partie remis.
4,5-2,5

Brett 7: Narek Gewondow (DWZ 1727) - Erik Zeilinger (DWZ 1808)
Narek spielt gegen die Berliner Verteidigung im klassischen Spanier. Schwarz hatte sich ohne Not etwas geschwächt, deshalb konnte Narek dem Gegner zusetzen: Stellung nach 29...f5xe4



Nachdem man sich aller Leichtfiguren entledigt hatte, könnte Narek hier mit einigen guten Zügen aufwarten:
30.dxe5 und die Rückeroberung gelingt nicht, da Tae8 mit axb5 axb5 Ta7 beantwortet wird.
30.axb5 axb5 Txa8 Txa8 Tf1 würde für Schwarz zu einer unangenehmen Druckstellung führen.
30.d5 Df6 Dg4 Df5 De2 würde die Schwächen am Damenflügel aufzeigen.
30.Dh4 exd4 exd4 Tae8 Dxh6 zeigt, dass auch am Königsflügel die Luft schnell dünn werden kann.
Narek spielte hier 30.Dxe5 Dxe5 31.dxe5 und beide übersahen, dass 31...Kf7! die Stellung einigermaßen zusammenhält.
Nach dem Textzug 31...Tae8? folgte 32.axb5 axb5 33.Ta6 Te7. Nach der kleinen Ungenauigkeit 34.Tc5 (Ta1 war besser um auf der 6.Reihe Ärger zu machen.) hätte Schwarz noch Tf5 versuchen sollen, zog aber 34...Tb8 und stand nach 35.Td1 an allen Fronten auf Verlust.
5,5-2,5

Fazit:
Ein verdienter Sieg ohne eine Niederlage. Benno und Lorenz hätten zwar verlieren können, dafür war bei Niko und Ediz mehr drin.
Im Anschluß genehmigten wir uns im Restaurant Chillis unweit des Herzogenauracher Spiellokals ein mexikanisches Essen.
Nach dieser Runde stehen wir wieder auf Platz 2, da der SC Forchheim einen überraschenden Punktverlust gegen Noris-Tarrasch 3 hinnehmen musste. Bavaria Regensburg 2 konnte seine weiße Weste im Duell mit Schwarz-Weiß Nürnberg-Süd 2 behalten.
In vier Wochen spielen wir dann zu Hause gegen das ehemalige Bundesliga-Team aus Forchheim.

Wolfgang Heimrath

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