Jugend-Landesliga Nord SG 1882 Fürth 1 - SK Neumarkt 1

In der ersten Runde trafen zwei Mannschaften aufeinander, die im Vorjahr noch in der Bayernliga gekämpft hatten. Der SK Neumarkt ist eine gute Adresse für das Jugendschach. Die Akteure kennen sich aus vielen Begnungen. Es war ein interessanter Kampf zu erwarten, und diese Erwartung wurde erfüllt.

Brett 1: Lorenz Schilay - Joseph Homi


Dieser Kampf gehört zu jenen, die dem Mannschaftsleiter zu grauen Haaren verhelfen, wenn er denn noch welche hat.
Die Akteure lieferten sich einen Kampf auf Augenhöhe, bis im 30. Zug Joseph Öl ins Feuer goß.

Hier zog Joseph e3?!, was Stockfish mit +2,57 (für Weiß) einschätzt, es hätte also in die Hose gehen können. Wenig später sah es auch so aus, als ob dies so käme, (Stellung nach 37. Td2), beiderseitige Zeitknappheit. 

Joseph hat drei Bauern weniger und ein zwingender Angriff ist nicht in Sicht. Mit 38. Dxh7 De2 39. Dxg7 Ke6 40. Kg4 wären die Messen wohl gelesen. Doch Lorenz entschied sich für den Gegenangriff 38. Tb3 um dem schwarzen König den Garaus zu machen. Es folgte 38. ... Df1+ 39. Kh4 (besser wäre Kg4) Txh2+ 40. Kg5 Th5! 41. Kxh5 g6+ und Weiß büßt die Dame ein. Nun zeigte die Dame, wozu sie gut ist und ein Bäuerlein nach dem andern wurde abgeräumt (Stellung nach 62. Te4).

Hier hätte Joseph mit Dxe4 die Sache abkürzen können, denn der weiße König ist sowohl vom schwarzen Freibauern, um diesen zu stoppen, wie auch von den eigenen, um diese zu unterstützen zu weit entfernt. Bei hochgradiger Zeitnot konnte dies aber nicht berechnet werden. Aber Ende gut, alles gut, Lorenz lief, allerdings in verlorener Stellung in ein Matt.
0 : 1

Brett 2: Robert Bruss - Eva Schilay


Robert ließ von Beginn an keine Zweifel aufkommen, wer hier der Herr im Hause ist und brachte seine Gegnerin frühzeitig in große Bedrängnis, Stellung nach  11. ... Kh8

Hier hätte er mit 12. Sg5 Le7 13. Dh5 die ganze Sache abkürzen können, doch er ging die Sache etwas gemächlicher an und belagerte den schwarzen König, ein gefährliches Gegenspiel war nicht zu befürchten (nach 23. ... Lc6).

Hier bot sich noch einmal an, die Brechstange 24. f5 anzusetzen, wonach die schwarze Stellung zerbröselt, aber Robert hatte seinen spielfreudigen Tag und holte den Punkt in einem einfach gewonnenen Endspiel. Übrigens wird berichtet, dass Alexander Aljechin (*1892 +1946, Weltmeister 1927–1935 und 1937–1946) auch einmal den schnellen Gewinn ausließ, nur um ein Endspiel zu üben ;-)
1 : 0

Brett 3: Maria Schilay - Habieb Haschemi


Habieb spielte gegen den geschlossenen Sizilianer solide und zielstrebig und glich bald aus (nach 13. ... Sb4).

Hier spielte Maria 14. d4 (besser 14. Sxf6 Lxf6 15. Lxb7 Dxb7 16. Se4 mit Ausgleich), was Habieb nach 14. Sxe4 15. Lxe4 Lxe4 Sxe4 cxd4 18. Lxd4 Dxc2 einen Bauern einbrachte. Habieb brachte seine Figuren auf gute Felder und dabei wurde noch der gegnerisch Springer abgeholt (nach 36. Kg2).

Hier wäre mit 36. ... Te4 ein weiterer Bauer erobert worden, da der Turm nicht genommen werden darf, denn Weiß ist danach paralysiert. Aber auch so wurde der Punkt sicher geholt.
0 : 1

Brett 4: Dennis Maier - Josef Franke


Diese Partie war die reinste Berg-und Talfahrt und ein neuerlicher Angriff auf die Haarpracht des ML. Dennis kam gut ins Spiel und hier bot sich die erste Chance (nach 15. ... Sd7):

Nach 16. Lxh7 Kxh7 17. Dh5+ Kg8 18. Te3 Db6 19. Th3 attestiert Stockfish ein +9,78, mit dem man frohgemut in die Zukunft schauen kann. Dennis wählte aber die weichgespülte Variante 16. Sf3, die aber auch Vorteil verspricht. Allerdings kam Dennis in der folgenden Stellung vom Pfad der Tugend ab:

Er wählte mit 21. Kh1 einen suboptimalen Plan, besser 21 Tf1 mit anhaltendem Druckspiel, und der Vorteil war entschwunden. Aber es kam noch ärger, nach 30. ... Sd5 stand Dennis praktisch auf Verlust:

Aber es ging weiter und es wurden gegenseitig Geschenke verteilt, nach 51. dxe5 war Dennis wieder obenauf:

Nach Tc4 hätte Dennis seinen Läufer nur nach d6 ziehen müssen und sein Gegner wäre zur Untätigkeit verdammt gewesen. Dennis fand aber 52. Lb4???, worauf der Läufer einfach weggeputzt wurde, denn der Bauer ist durch. Dennis versuchte noch in einer wilden Zeitnotschlacht sein Glück, aber kurz vor Ultimo fand sein Gegner das Matt.
0:1

Fazit:

Ein etwas glücklicher, aber alles in allem verdienter Sieg; so kann es weitergehen.

Wilfried Schulz