SK Rothenburg 2 - SG 1882 Fürth 2 3-5

Eine Woche nach dem 7-1-Sieg gegen Herzogenaurach mußten wir ins schöne Rothenburg ob der Tauber reisen.
Nachdem kurzfristig der Spielort verlegt wurde, war der erste komplizierte Faktor die Parkplatzsuche. Beim Lidl gab es noch Restplätze und so marschierten wir in die Innenstadt.
Auch die Rothenburger hatten Probleme, die sonst eher selten sind. So wurde beispielsweise der Transport der Formular-Unterlagen verschwitzt. Im Gegenzug wurden wir vom Gastgeber eingeladen und brauchten keine Getränke bezahlen.
Unsere beiden Edelkiebitze Norbert und Ediz waren ebenfalls angereist und durften sich frühzeitig über die ersten Analysen freuen.

Brett 7:
Peter musste zum zweiten Mal innerhalb von 3 Tagen gegen die unangenehme Eröffnung Skandinavisch antreten. Am Freitag reichte es gegen Maria "nur" zum Remis. Heute leistete sein Gegner Georg Engelmann (Sohn von Wolfgang Engelmann der vor Jahrzehnten von Fürth nach Rothenburg "auswanderte" um dort als Lehrer zu arbeiten.) weniger Widerstand.
Stellung nach 7. Lf1-c4:



Peter stellt eine Drohung auf, die Schwarz ignoriert. Mit e6 oder Sf6 konnte man bequem weiterspielen.
Es folgte: 7.Sd7?? 8.Lxf7 Kxf7 9.Sg4 Ke8 10.Dxg4 Sf6 11.De6 Dd6 12.Df7 und Schwarz gab auf!
1-0

Brett 8:
Philipp spielte gegen einen der Senkrechtstarter der Liga. Wang Xiaoming war mit 4,5 Punkten aus 5 Spielen bisher der erfolgreichste Rothenburger. Unter anderem bezwang er Olli König von den Schachfreunden Fürth, der 500 DWZ-Punkte höher eingestuft war. Philipp erspielt sich eigentlich einen Mehrbauern, den er aber nicht nimmt. Stattdessen folgt ein Bauernopfer, das Stockfish nicht so gut gefällt wie unserem Jugendspieler.
Stellung nach 23...Le6-c4:



Weiß hat eine ausgeglichene Stellung, muss sich aber dem Druckspiel von Schwarz beugen. Mit 24.a4! Lxd3 25.Sxd3 Txc2 26.Kd1 T8c3 27.Se1 Txc1 28.Txc1 Tb3 29.Tc4 wäre Weiß leicht in Vorteil. Es folgte aber: 24.Tab1? Lxd3 25.Sxd3 Txc2 26.Txc2? (Weiß sollte Kd1 spielen) Txc2 27.Ke3?? Te2 matt.
2-0

Brett 3:
Hans folgte 12 Züge lang dem Orthodoxen Damengambit, ehe er von der Hauptvariante abwich. Nach einem Abwartezug gibt es für Schwarz bereits einen Gewinnweg, der aber nicht erkannt wird.
Stellung nach 16.Tc1xc3?



Nach 16...Se4! 17.Lxe7 (Lg3 ist etwas besser) Sxc3 18.bxc3 Dxe7 gibt Stockfish ein Plus von 5,00 an. Schwarz nahm aber nach 17.Lxe7 den Läufer mit Dxe7 und so konnte der Turm auf e3 entwischen.
Stellung nach 24...Tc8-c7:



Schwarz verstärkt langsam den Druck gegen den d4-Isolani, besetzt die c-Linie und so versucht Hans mit einem Angriff den Spiess umzudrehen. Mit 25.Tg3 sollte die Drohung Dxh6 seine erfahrene Gegnerin Marianne Diller zur Verteidigung zwingen. (Hans sollte sich besser mit h4 ein Luftloch machen). Nach ihrem Gegenzug 25...Dxe5 und erwachte Hans unsanft aus allen Träumen und musste nach 26.Dxh6 Dxg3 27.Dxf6 gxf6 seiner Gegnerin gratulieren.
2-1

Brett 4:
Niko spielt gegen einen unkonventionellen Grand-Prix Angriff. Früh werden die Pfade der Theorie verlassen.
Stellung nach 10.f4xg5:



Weiß opfert den Zentralbauern e5 und könnte nach Nikos Zug 10...Sxe5? mit 11.d4 Sg6 12.dxc5 ins Spiel zurückkommen. Niko sollte hier einfach 10...Sge7 spielen und nach 11.Lf4 Sg6 entgegnen. Aber auch 10...a6 wäre gut. Nikos Gegner spielte aber 11.Lf3? und befand sich nach Sxf3 12.Dxf3 Se7 mit 2,0 Bauerneinheiten im Hintertreffen.
Stellung nach 18...Tdf8:



Das Blatt hat sich gewendet. Stockfish bewertet diese Stellung mit +5,3 für Weiß. Mit 19.a6!! b6?! (besser bxa6) 20.cxd5 exd5 (Sxd5 scheitert an c4 und Dxd5 an Lxe7) 21.Lxe7 Dxe7 22.Dxd5 und Weiß vergrößert seinen Vorsprung sogar.
Doch erstens kommt es anders: Weiß spielte 19.Lxe7 Dxe7 20.cxd5 h3 21.Dc3 Dc7 22.Dxc7 Kxc7 23.dxe6 hxg2  24.Tf2 Lh3
und nun steht Weiß noch minimal besser, wenn er e7! spielt. Der Partiezug 25.Te1?? verliert sofort, denn nach Txf2 26.Kxf2 Tf8 27.Kg3 Tf1 28.Kxh3 g1 (D) musste Weiß aufgeben.
3-1
Niko bleibt weiter bei sagenhaften 100 Prozent !!!


Brett 6:
Dennis R. wird ebenfalls mit f4 im Sizilianer belästigt. Diese moderne Art den Sizilianer zu bekämpfen behagt nicht jedem, da das Bespielen von untypischen Stellungsbildern schwer zu erlernen ist. Hierbei ist Erfahrung von Vorteil. Einige Entscheidungen sind an der Grenze, aber bis zum 16. Zug von Weiß 0-0 muss man nicht meckern.



Dennis sollte nun endlich seinen rückständigen Bauer von d7 auf d5 vorziehen, um sich etwas Luft zu verschaffen. Stattdessen kam 16...Lxc3 17.Dxc3 (nun droht Lc5 mit weiterer Einengung) d6? 18.exd6 Dxd6 19.Txd8 Dxd8 20.Td1 und nun ist guter Rat teuer. Nach De7 bleibt der c8-Läufer eingesperrt und Weiß könnte dies mit Dc5! bekräftigen.
Dennis wollte wenigstens seinem Turm etwas Spielraum geben und spielte De8??, worauf Dc7 mit der Drohung Td8 zum sofortigen Sieg führte.
3-2

Brett 1:
Ich bekam im selten gespielten f3-Sizilianer nach 10 Zügen eine Neuerung (zumindest für mich) vorgesetzt. Meine Reaktion war im Stockfischbereich. Zwei Züge später, Schwarz verpasst seine beste Möglichkeit.
Stellung nach 12.Sb1-c3:



Schwarz spielt hier 13...a6? (-3,00).  Seinen First-Plan verwarf er wieder! Nach 13...Lb4 14.0-0-0 kostet Lxc3 15.Sd6 zwar die Qualität, wäre aber laut Stockfish gut spielbar (+0,9 für Weiß). In der Eröffnungsdatenbank Shredder steht diese Variante bis zum 26. Zug von Weiß. Kurz darauf musste ich eine weitreichende Entscheidung treffen.
Stellung nach 16...a6-a5



In dieser Position überlegte ich ca. 50 Minuten. Sollte ich hier die Rochade verhindern mit Sh6?! (dies würde auch den Turm kaltstellen) oder Sg7! Kf8 Sf5.
Oder den Computerzug Thd1 spielen? Auch Tf1 war verlockend. Ich entschied mich zunächst dafür eine Falle aufzustellen, in die mein Gegner (trotz Zeitnot) aber nicht hineintappte.
Es kam: 17.Sb5 Falls nun 17...Sc4 so könnte ich mit Tc3! sofort gewinnen, außerdem droht Sfd6.
Aber es folgte: 17...0-0 18.Thd1 Tc6 19.Th3?! (besser war b3!) Hier träumte ich von einem Matt. Es droht Tdd3 mit der Idee Tdg3 Kh8 Tg7 und das nun mögliche Schach-Matt wäre nur noch mit dem Läuferopfer Le3 zu decken.
Der Druck an allen Ecken und Enden forcierte nun doch einen Fehler: 19...Tfc8?? 20.Sa7 und Schwarz gab die hoffnungslose Stellung auf.
4-2

Brett 2:
Burkhard spielte in typischer Manier und baute seinen Vorteil kontinuierlich aus. Sein Gegenüber spielte zu passiv. Mehrfach lavierte er seinen Springer von g1 nach e2 und zurück.
Stellung nach 21...Lg6-g5



Weiß sollte nun 22.exf5 spielen um das Heft des Handelns nicht in die Hände des Schwarzen zu legen. Nach 22...Lxf5 kann Weiß auf e4 einen Stützpunkt errichten, was Schwarz wohl zu 22...gxf5 genötigt hätte. Nun mit 23.f4! beide Läufer vorerst aussperren. Weil Schwarz die e-Linie nicht öffen sollte, käme nach 23...Lf6 mit h4 eine weitere Hebelblockade. Schwarz kann zwar jederzeit mit e4 einen gedeckten Freibauern erhalten, sowie die Diagonale f6-a1 kontrollieren. Er wird aber nicht wie in der Partie am Königsflügel demontiert.
Burkhard riss die Schutzmauer des Weißen peu á peu ein und gewann am Ende leicht.
5-2

Brett 5:
Daniels Gegner spielte das in Franken allseits bekannte Feustel-System. Symmetrie der Leichtfiguren und Flexibilität der Bauern sind das Markenzeichen dieser Eröffnung.
Stellung nach 28...Tfe8:



Weiß sollte sich hier entlasten und den e-Bauer mit 29.Lf3! hergeben. Der einzige schwarze Gewinnzug wäre daraufhin 29...Sxd4! Dieser komplizierte Zug müsste allerdings erstmal gefunden und berechnet werden. 2 mögliche Varianten:
30.Lxe4 Sxb3 31.Lf5 Sxc1 32.Txc1 Lf8! 33.Lxc8 Txc8 und der b4-Bauer geht verloren. Bewertung +2,5 für Schwarz
30.exd4 Dxd4 31.Kg2 Lxc1 und der Läufer kann wegen Dd2 nicht zurückgenommen werden. Bewertung +5,3 für Schwarz
Daniel zog 29.Le5? und nun hätte Schwarz mit Txc2 30.Txc2 Txe5 31.dxe5 d4 ein heißes Feuer entfachen können. Der einzig spielbare Zug hier wäre 32.Ke1, was Stockfish mit 3,9 für Schwarz als gewonnen ansieht.
Schwarz zog aber 29...Dh1 30.Lf3 Txc2 31.Txc2 Dh2 32.Kf1 und Weiß steht etwas besser.
Stellung nach 39...Kf8-g7:



Ein Zug vor der Zeitkontrolle unterläuft Daniel der entscheidende Fehler mit 40.Df3, worauf Dh1 matt folgte.
Mit dem Rettungs-Manöver 40.Th2 Lxf2 41.Kg2 De4 42.Dxe4 Sxe4 43.Kf3! bleibt Weiß mit einer Mehrqualität auf der Siegerstraße.
Nach Th2 scheitert ebenfalls 40...Se2 mit der Idee das Angriffsmaterial am Brett zu behalten.
41.Kh1 Sg3 42.Kg2 Dg5 43.Dh8 Kg6 44.Dh7 matt 5-3

Fazit:
Ein schöner Wettkampf den auch unsere Ersatzbank zu unseren Gunsten entschied. Fun-Fakt zur Ersatzbank: 14 Einsätze brachten immerhin 9 Siege bei 5 Niederlagen. Nach diesem Erfolg versuchen wir Platz 2 im letzten Spiel am 27.03. gegen den starken Tabellenvierten SC Heideck-Hilpoltstein zu verteidigen.

Wolfgang Heimrath

⇐ Zurück