SG 1882 Fürth 2 - SK Herzogenaurach 3 7-1

Nach über 3 Monaten Spielpause durften wir endlich wieder zu einem Bezirksliga-Mannschaftskampf antreten. Gegner war der SK Herzogenaurach 3. Der Verein aus der Nachbarschaft ist inzwischen der größte Schachverein in Mittelfranken mit 122 Mitgliedern.

Zu den Partien:

Brett 8:

Peter bekam es mit Mohan Wang zu tun, der erst seit Januar in Deutschland ist und schon im Februar seinen ersten Titel als U10-Bezirksmeister erringen konnte.
Im Sveshnikov folgte Peter einem WM-Kampf zwischen Fabiano Caruana und Magnus Carlsen. Sein junger Gegner kannte diese Partie natürlich nicht, griff im 9. Zug fehl und zog a6, was Peter mit 10.Dd1-a4 beantwortete.
Stellung nach 10.Dd1-a4



Da Schwarz verpasst hatte, den Se7 nach g6 oder f5 zu ziehen, würde eine Fesselung zum Fiasko werden. Nach 10. ...Ld7?? käme 11.Sd6 matt.
Nach Dd7 folgt Sd6-Kd8-Sxf7 und Schwarz kann aufgeben.
Schwarz spielte notgedrungen 10...axb5 11.Dxa8 bxc4 12.Lxc4 und strich nach 4 weiteren Zügen die Segel.
1-0

Brett 7:
Marcs Gegner präsentierte das moderne Londoner System. Als sein junger Kontrahent zum Angriff bläst, reagiert Marc stockfishlike, oder wie wir früher gesagt haben, goldrichtig.
Stellung nach 25.Td1-d7



Ein vorsichtiger Spieler würde hier vermutlich Kg8 spielen und sich nach bxc4 mit einem Mehrbauern inclusive zwei schwache gegnerische Bauern begnügen. Marc spielte 25...cxb3 26.T1xf7 Txf7 27.Txf7 Kg8 28.Tf2? Tc8! +6,6
Die 3 Freibauern am Damenflügel sind unstoppable.
2-0

Brett 5:


Daniel V. kam mit Caro-Kann gut aus der Eröffnung. Nachdem er einen Bauern durch Doppelangriff geklaut hatte, war der Boden eigentlich bereitet. Stellung nach 27.c4xd5



Hier sollte Daniel mit exd5 dem Springer die guten Felder c4 und e4 nehmen und dem isolierten c-Bauern zur Seite stehen.
Stockfish hätte dies mit +2,6 honoriert. Stattdessen zog Daniel 27...Dxd5? und löst damit eine Fehlerkette aus! Vermutlich hatte er wegen der offenen e-Linie ein ungutes Gefühl, die aber nicht viel bringt, da der Springer im Notfall auf e6 zurückgeht.
Es folgte nun 28.Td1??
Mit 28...Se2!! 29.Dxe2 Dd4 zerstückelt Stockfish den Turmzug und zeigt plus 6,2. Für Weiß wäre der Zug Sb2 angezeigt gewesen.
Daniel zog 28...Df5??, was Stockfish nur mit einem guten halben Bauern Vorsprung bewertet.
Kurioserweise zog Weiß nun 29.g4?? Ein weiterer Harakiri-Zug, der nach 29...Sxf3 Kh1 Dxg4 zwei Bauern einstellt und den Schutz des Königs aufgibt. Daniel zog 29...Dxf3 Dxf3 Sxf3 und gewann nach einem weiteren Fehler des Weißen die Qualität + Spiel
3-0

Brett 4:

Narek durfte den 1. Vorsitzenden des Vereins bespielen. Horst Habermann, ein Urgestein im mittelfränkischen Schach, und so lautete die Paarung "alter Hase" gegen "junges Gemüse". Narek startet nicht gut und verliert einen Bauern. Doch schon bald ergibt sich eine Gewinnchance: Stellung nach 18...h7-h6



Nachdem Schwarz den d6-Bauer geopfert hatte, sind c7 und a6 zusätzlich im Fadenkreuz. Der Textzug ermöglicht Narek eine Abwicklung die seine positionellen und taktischen Chancen verstärkt hätten.
Mit 19.Txe8 Dxe8 20.Lxf6 gxf6 21.g3! schwindet das Gegenspiel von Schwarz und Stockfish gibt hier eine 3,0.
Es folgte 19.Lh4 g5 20.Lg3 Lxg3 21.hxg3 Dd6 und Schwarz erholte sich. Wenig später entsteht ein Turmendspiel, dessen Remisbreite nie überschritten wird.
3,5-0,5

Brett 6:

Dennis R. hat nach 16 Zügen bereits 2 Mehrbauern, die sich beide auf der g-Linie befinden. Die witzige Stellung nach 16...Le8



Hier sollte Dennis 17.Sd2 spielen und mit dem Springer nach e4 oder f3 streben, was Stockfish mit +5,0 bewertet.
Es folgte: 17.De4 h5 18.Sf3? Dxg4 19.Dxg4 hxg4 20.Sh4 und Stockfish sieht nun sogar einen kleinen Vorteil von 0,3 für Schwarz.
Kurze Zeit später ergibt sich eine Hebelstellung nach 23...e5-e4??



Das komplette Zentrum von Schwarz bricht nach 24.cxd5 zusammen. Der geplante Konter von Schwarz 24...Lxg3 scheitert an 25.Sxe4, da beide Schlagzüge nicht ausreichen.
Mögliche schwarze Fortsetzungen wären:
25...Lxh4 26.Sxf6 Lxf6 27.dxc6
25...Lxe1 26.Sxf6 Kf7 27.Txe1 und Schwarz bleibt mit einer Minusfigur zurück, da Sd4 wegen Lxe8 nicht funktioniert.
Dennis spielte 24.Te3 worauf Lc5 25.Tee1 Lb4 die schwarze Stellung am Leben hielt.
Zwei dicke Patzer in Folge verhelfen Weiß zum Sieg. Anstatt eines Turmplus hat Schwarz nun 3 Bauern weniger und ein unwiderstehlicher Angriff rollt auf ihn zu. Kurz vor dem Ende habe ich für unsere Kombinations-Freunde noch diese Position nach 39...Kg8 herausgezogen.
Stockfish sagt Matt in 9 Zügen, was 1 Zug vor der Zeitkontrolle nicht ganz leicht ist:



40.Th8!! Kxh8 41.g7 Kg8 42.Lh7! Kxh7 43.gxf8 (D) Kg6 44.Dg8 Kf5 45.Dh7 Tg6 46.Df7 Kg5 47.Df4 Kh5 48.Dh4 matt
4,5-0,5

Brett 2:
Hans spielte gegen den verzögerten Holländer. Stellung nach 18...g5



Hans hat hier bereits eine sehr gute Stellung, die er nach Lh2 auch behielt.
Trotzdem schlägt hier Stockfish den schönen Zug 19.e5 vor. Mir gefällt die Variante, die allerdings keineswegs erzwungen ist:
19...Se4 20.Sxe4 fxe4 21.Txe4 Txf4 22.Txf4 gxf4 e6 und der Damenflügel ist komplett verriegelt, worauf Stockfish sich genötigt sieht sofort Lxe6 zu spielen.
Im Turmendspiel wird Hans überraschend der Turmtausch angeboten und das Bauernendspiel ist dann leicht gewonnen.
5,5-0,5

Brett 3:
Niko wird mit dem klassischen Damengambit konfrontiert. Nach 14 Zügen Shredder-Theorie kommt die erste Ungenauigkeit von Niko. Stellung nach 17...Dd8xe7



Niko hätte besser mit Txe7 fortgesetzt, da sich nun eine taktische Gelegenheit für Weiß bot.
Mit 18.f5 kann sich Weiß Raumvorteil und Angriff erspielen. Beispiele:
18...gxf5 19.gxf5 Sxf5 20.Txf5 Lxf5 21.Dg2! Kf8 Lxf7 und da nun Matt droht gewinnt Weiß die Qualität mit Zinsen zurück.
18...Ld5 19.f6
18...Lxc4 19.Dxc4 gxf5 20.gxf5 Df6 21.Tf2 und Weiß hat 2,6 Bauerneinheiten Vorsprung laut Stockfish.
Niko kämpft sich aus dem Klammergriff und stellt dann eine Figur ein. Ein Blackout, der beinahe die Partie kostet.
Mit 2 verbundenen Randfreibauern gegen den Springer schafft Niko gelegentliche Kompensation. Sein Gegner opfert den Springer für einen Bauern und kann im Turmendspiel das Remis sichern. Stellung nach 52...Kc5



Mit 4 verschiedenen Zügen bleibt Weiß im Remisbereich (Tf4, Ta1, Ta5 oder Te4) Stattdessen spielte Weiß 53.Ta8?
Nun wurden nach 53...Td4 die weißen Restbauern am effektiven Vormarsch gehindert und der weiße König ist zu weit weg, um die Umwandlungdes entfernten b-Bauer zu verhindern.
6,5-0,5

Brett 1:

Mein Gegner hatte die ersten 4 Runden nicht gespielt und so war ich unvorbereitet. Nachdem ich Raumvorteil realisiert hatte, opferte mein Gegenüber eine Figur für 2 Bauern.
Stellung nach 22.La3-c1



In dieser Position schlägt Stockfish nun Ld7 oder Sb4 vor. Die Scheindrohung Lg5 würde mit Dh5 beantwortet.
Ich wollte Lg5 aber nicht zulassen und sperrte mit 22...g5? den Läufer aus. Zudem droht g4! Ich übersah hier den Larry-Zug (einfachen Zug) Lxg5 oder auch Txg5 da ich nach zweimaligen Nehmen die Dame in der g-Linie verliere. Mein Vorteil wäre dahin, aber Weiß zog 23.Dg3? und nach Dxg3 24.fxg3? Sb4 bin ich mit +4,0 auf Kurs.
Einige Ungenauigkeiten und einem Rückopfer später, Stellung nach 46.Kg2-h3



Eigentlich wollte ich hier 46...Txg5 spielen und mit einer Minusqualität, aber 2 Mehrbauern fortsetzen.
Stockfish sagt dazu +1,6 für Schwarz wenn Weiß den besten Zug: 48.Tg2 findet.
Stattdessen verfiel ich dem Gedanken den Läufer zu retten und spielte 46...Lg7, da 47.f6 an Lxf6 48.gxf6 Tg3 scheitert. Weiß blieb aber cool und nahm mit 47.Kxh4 einfach den Bauern weg. Als ich dann meinen Läufer doch noch für die 2-Freibauern geben musste, bot mein Gegner Remis an.
Stockfish gibt eine Stellungsbewertung von 0,00 ab und so schüttelten wir uns die Hände.
7-1

Fazit:
Mit diesem Kanter-Sieg ist der Klassenerhalt gesichert! Nächsten Sonntag geht es bereits in Rothenburg o. d. Tauber weiter, ehe zum Abschluss der Saison die Zweite vom SC Heideck-Hilpoltstein bei uns gastiert.
Mein besonderer Dank gilt allen Ersatzspielern, die mit großer Motivation und Spielfreude an die Bretter gingen.

Wolfgang Heimrath

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