SG 1882 Fürth - SG Mühlhof-Reichelsdorf/Schwabach 5,5 : 2,5

In der Vorschlussrunde der Bezirksliga 1 besuchte uns die SG Mühlhof-Reichelsdorf/Schwabach im St. Heinrich. Mit Platz 4 befinden sie sich im Niemandsland der Tabelle und konnten somit befreit aufspielen. Es entwickelte sich ein spannender Kampf, obwohl wir mit zwei frühen Siegen die Tendenz in die "richtige" Richtung brachten. Anschließend wurde es ziemlich zäh, am Ende aber erfolgreich.

Brett 8:


Fabian E. sprang zum dritten Mal in der "Ersten" ein und und konnte relativ früh die Weichen auf Sieg stellen.
Nach dem fehlerhaften Zug von Schwarz 12. ... Se7-g6?



kam der Einschlag 13.Lxb7 und Schwarz versuchte noch 13...a4 (da 13.Dxb7 Sxd6 Lxd6 Dxb7 die Dame verliert) aber nach 14.Lxc8 axb3 15.Sxc7 Kd8 16.Lxd7 Kxc7 17.Lb5 d5 18.Ld2 gab Schwarz auf.
1-0

Brett 3:


Ich bekam mit Hans Greul einen erfahrenen Gegner, der seit Jahren konstante Ergebnisse erzielt. Einmal trafen wir vor 6 Jahren aufeinander und so folgte ich zu Beginn dieser Vorlage-Partie, bis ich dann auf Vorschlag von Stockfish von der "alten" Partie abwich. In leicht schlechterer Stellung verpasste ich ein taktisches Bauernopfer, das mir Ausgleich verschafft hätte. Meinem Gegner ging es aber nicht besser. Er hat wenig später 2 aktive Züge die allerdings beide keinen Vorteil bringen. Als er meinen vermeintlich wichtigen Deckungsspringer abtauscht, übersieht er die Parade. Daraufhin bot er Remis an, was ich annahm.
1,5-0,5

Brett 1:
Ediz baute seine Stellung sicher auf. Die passive Spielweise seines Gegners bringt zunächst Raumvorteil. Ein schwacher Bauer wird nach einem 3fach-Angriff erobert. Als dann noch eine Qualität gewonnen wird, ist der volle Punkt nur noch eine Frage der Zeit.
2,5-0,5

Brett 2:


Karl spielte im Französisch gegen die Nimzowitsch-Variante. Nach 12 Zügen Theorie greift Karl zweimal in Folge daneben. Nach dem Angriff auf den Turm (18...Db6-d4) kam es zu folgender Stellung:



Hier musste Karl mit 19. Ta2 oder Tc1 den Bauern auf c2 decken und Stockfish glaubt, daß hier für keine Partei ein größerer Vorteil zu sehen ist. Auf 19.Tb1?? folgte 20.De4+ und so konnte er nicht auf das Feld f2 flüchten, da sonst 21.Txc2 Td1 22.Dxf4 bereits rettungslos verloren ist. Dieser Zug hätte dann eigentlich nur mit dem hier üblichen Hände schütteln beantwortet werden können. Aber auch nach 20.Kd1 kam das sehr starke Qualitätsopfer 20...Txg2 !! Lxg2 Dxg2 und Schwarz steht auf Gewinn. In starker Zeitnot seines Gegners fischte Karl noch ein bißchen im Trüben, aber dessen König rannte ungestraft über das Brett, ohne dem Scharfrichter in die Hände zu fallen.
2,5-1,5

Brett 6:
Heinz muss sich mit einer symmetrischen Stellung im Engländer auseinandersetzen. Nach 20 Zügen könnte sein Gegner den Ausgleich vermelden, aber dieser findet im Anschluß nicht die ultimative Fortsetzung und muss kurze Zeit später mit 2 schwachen Bauern um das "Überleben" kämpfen. Für seinen Läufer findet er never ever die passenden Felder. 2x verpasst Heinz den positionellen "Killerzug" Ld5. In Zeitnot schiebt er die Klötze von links nach rechts, bis sein Kontrahent dem Druck nicht mehr gewachsen ist und zusammenbricht. Ein Turm geht ohne Kompensation verloren.
3,5-1,5


Brett 4:
Die Reti-Eröffnung von Heinrich scheint nicht auf dem Spitzen-Level zu sein, denn nach 10 Zügen steht er (laut Engine) mit Weiß bereits einen Bauern schlechter. Ein fetter Hebel hätte seine fragile Stellung noch tiefer in den Abgrund gezogen. Stattdessen folgt ein Pseudogardez und Stockfish sagt das erste Mal seit langer Zeit, dass Heinrich wieder mitspielen darf. Die Freude ist aber nur von kurzer Dauer und eine Qualität geht verloren. Als dann noch der gedeckte Zentrumsfreibauer durch die zentrale Fesselung ins Netz des Jägers geht, gebe ich keinen Pfifferling mehr auf einen Scorerpunkt. Noch schnell ein Racheschach mit 51.Sd6-f7 und ....



und nun sagt Stockfish dass Weiß nach 51...Txf7!! 52.Dxf7 Lf6 aufgeben kann und bewertet die Stellung mit -6,40.
Schwarz könnte zum Beispiel nach 53.De6 seinen Freibauern mit 53...d3 in Bewegung setzen, aber auch 53...Dg3 oder 53...Td8 oder 53...Dxa4 würde dem White Player nicht schmecken, da kein Gegenspiel möglich ist. Der schwache Springer, der schwache König und die schwachen Bauern erregen beim Schreiber dieses Berichts beinahe Mitleid.
Überraschend zieht hier Schwarz aber: 51...Kh7?? und muss nach 52.Df5 Kg8 53.Sxh6 gxh6 54.Dg6 ein Dauerschach hinnehmen
und akzeptieren.
4-2

Brett 5:
Josephs Stellung ging von Königsindisch im Anzug zu Französisch (seltene Züge) über. Trotz leichten Vorteils ist die Stellung so geschlossen wie der Berliner Flughafen und zunächst gibt es keinen Bonus. Nach 58 Zügen schwer verdaulicher Kost konnte Schwarz doch noch gewinnen. Nach 58. KxLd2 kam es zu folgender Stellung:



Nun gewinnt 58...a3 denn auf 59.Kc2 folgt 59...Sxe4!! und wenn er den Springer nimmt folgt 60...d3 61.Kxd3 axb2 und das
Bauernendspiel ist gewonnen. Folgt zuerst 58...bxa3 59.bxa3 Kc2 gewinnen nun 5 verschiedene Züge. (Sa6 oder Sb7 oder Sd7 oder h6 oder Ka5 werden alle mit mehr als Plus 9 von Stockfish aufgezeigt) Die einzelnen Varianten könnt ihr am eigenen Brett gerne mal durchspielen. Joseph spielt aber nach der zermürbenden Partie 58...axb3 und muss wenig später ins Remis einwilligen. (Was ich gar nicht so schlecht fand, da nun der Sieg eingetütet war).
4,5-2,5

Brett 7:
Norberts Gegner spielt die seltene Flohr-Variante, ein Bauernopfer im Caro-Kann, das einen Königsangriff einleiten soll. Aber dieser bleibt aus. Norbert hätte mit einem frühen c5-Hebel den Vorteil ausbauen können, aber er ist mit dem Mehrbauern zufrieden. Als er eine Mattdrohung mit einem Gegenangriff beantworten, sowie die Damen tauschen kann, ist es für mich klar, dass wir hier einen baldigen Sieg einfahren. Ich gönne Euch gerne einen Blick auf die weiße Ruine nach 18.cxd3



Viele, viele Züge danach kam es nach 58...f2 zu folgender Stellung:



Weiß konnte hier mit 59.Kd3 der schwarzen Streitmacht weitere Probleme bereiten. Zum Beispiel nach 59...Kf1 60.Se4 f2 61.Ke3 Tf7 62.Tg8 und Weiß steht hier nur minimal schlechter (-0,20), da er den Springer im Notfall opfern kann und dann die schwachen Bauern auf b6 und a5 anpeilen kann.
Nach 59.d5?? exd5 60.Sxd5 stand die Sache aber schon wieder deutlich besser (+2,40) für Norbert.

Weiter geht die wilde Fahrt nach 68.Ke4-d4



führt hier die Ablenkung 68...Sc4 am schönsten zum Ziel. Nach 69.Sf5 kann man mit 69...Kf3 den Einzug des Bauern zur Dame absichern und ein Matt in 21 ankündigen. Norbert spielte 68...Sb3, was auch kaum länger dauert.
5,5-2,5

Resümee:
Der erwartet harte Fight gegen die sympathische Spielgemeinschaft konnte zwar relativ deutlich gewonnen werden, war aber eine Nervenschlacht für den verwöhnten Wohlfühlkiebitz. Zu erwähnen wäre noch, dass Joseph, Heinz und Heinrich in einer zeitlich prikären Lage waren, womit das Ergebnis letztendlich etwas zu hoch ausgefallen ist.
In der Schlußrunde in 4 Wochen geht es nach Bechhofen. Die Ausgangslage ist klar. Bei einem Sieg wären wir aufgestiegen, bei einem 4-4 müssten unsere Verfolger vom SK Herzogenaurach (2) 7,5-0,5 gegen den Tabellendritten von Zabo-Nürnberg gewinnen um uns von Platz 1 zu verdrängen. Bis dahin eine gute Zeit!

Wolfgang Heimrath

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