SGem 1882 Fürth 2 – SC Bechhofen 4,5 : 3,5
Wir empfingen die Gäste aus Bechhofen mit nur geringer Hoffnung auf einen Punktgewinn:
Zwei Stammspieler waren zu ersetzen und das deutliche DWZ-Plus der gegnerischen Mannschaft ließ scheinbar wenig Spielraum für Erfolgsdenken. Aber: Man lässt sich im Schach die Spielfreude eben nicht so einfach wegnehmen – ein guter Rat für weitere Begegnungen dieser Art! Wir sollten mit dieser Einstellung jedenfalls Recht behalten. Hier einige Auszüge aus dem abwechslungsreichen Spielgeschehen:
Brett 4 Vu, Daniel – Alsheimer, C. 1 : 0
Dass der knappe Sieg auch insgesamt durchaus berechtigt war, zeigte z.B. Daniel an Brett 4, der seinen mit einem DWZ-Plus von über 400 versehenen Gegner nach dem Motto „kurz und knackig“ in nur 19 Zügen überrannte.
Schon nach dem eigentlich harmlos aussehenden 13. … cxd4??
was Daniel mit 14. LxSf6! beantwortete, ließ sich der schwarze Königsflügel nicht mehr anständig verteidigen (Stellungsplus ca. +7,5).
Es folgte noch: 14. … LxLf6 15. Dh5 h6 16. Sg4 und das gewinnbringende Springeropfer auf h6 ist nicht mehr zu verhindern.
Die Räumung der königlichen Fluchtfelder erfordert zu viel Zeit, sodass die weißen Mattdrohungen mit Turm und Dame nur unter massivem Materialverlust möglich sind. Schwarz gab nach 16. … De7 17. Sxh6 gxh6 18. Dxh6 Tfd8 19. Tg3+ auf.
Statt 19. … cxd4?? wäre 19. … h6 dringend notwendig gewesen. Weiß stünde i.d.F. zwar ebenfalls besser, Schwarz könnte sich aber verteidigen:
Nach 20. Lxf6 Lxf6 21. Sg4 Dd8 22. Sxh6 gxh6 23. Txh6 Kg7 wäre für Schwarz alles ok; und nach 21. Dh5 kann Schwarz den aggressiven Springer mit 21. … Lxe5 eliminieren.
Brett 8: Ardic, A. - Kiefer, J. 1 : 0
Zunächst beging Abdullah in ausgeglichener Stellung (Diagramm nach 20. … Sd6)
den Fehler 21. Le5? und musste nach 21. … Sc4 die Qualität geben. Nach dem Sicherungszug 21. b3 befände sich die Stellung absolut im Gleichgewicht.
Weiß könnte z.B. mit Td3 / Le1 / S von g1 nach f3 den Druck auf den schwarzen Königsflügel erhöhen und steht danach keinesfalls schlechter.
Abdullah ließ sich nicht beeindrucken und verleitete den Gegner seinerseits zu folgendem Fehlgriff: 26. Lxh4
Schwarz zog Txg2?? und nach 27. Sf4! fand der Nachziehende kein wirklich gutes Feld mehr für den Turm (27. … Th2 28. Lg3) und musste sich mit 27. … g5 und der Rückgabe der Qualität begnügen.
Es entstand schließlich ein spannendes Turmendspiel mit beiderseitig verpassten Gewinnchancen. Den letzten Fehler beging Schwarz (Diagrammstellung nach 47. Ka2)
mit dem Zug 47. … g2?? und der Absicht, die Partie mit jeweils Turm/Dame in der Remisbreite zu halten.
Nach 48. c7 g1D 49. c8D behielt jedoch Schwarz einen offenen König und Weiß konnte problemlos die beiden Schwerfiguren wieder abtauschen. Das Bauernendspiel mit Mehrbauer und aktivem König war für Weiß schlussendlich gewonnen.
Brett 5: Sandner, A. - Levitskii, P. 0 : 1
Auch Philipp ließ sich so schnell nicht vom DWZ-Stärkeren vereinnahmen. In der folgenden Stellung nach 23. … Txf4
hätte sich der Anziehende mit dem Bauerngewinn 24.Txd6 Dxd6 25. Dxc8+ Tf8 26. Dh3 (ca. +1.1) zufriedengeben sollen. Stattdessen versuchte er es mit der Brechstange. Es folgte 24. Dd3 g6 25. Lxg6 hxg6 26. Dxg6 Df8 27. Ld6 Lg7
Sämtliche weißen Fortsetzungen werden hier mit höchstens +0.40 bewertet, sodass ein Gewinn durchaus möglich ist, dies aber nicht mit einfachen Mitteln.
Es kam 28. Td3 Th4 29. Tfd1 e4 30. Td7 Tf4 31. Dg5 Lh6 32. De5+ Kg8 33. De6+ Kh8 34. De5+ Kg8 35. Dd5 Kh8
Statt nach 34. De5+ Kg8 den gewinnträchtigen Zug 35. T1d6! zu wagen, entschloss sich Weiß nun zum Turmtausch mittels 36. Td8?
Er musste nach 36. … Txd8 37. Dxd8 Txf2! einsehen, dass dieses Spiel mit Mehrläufer für Schwarz schwer zu verteidigen sein wird.
Nach 38. Dxf8+ Txf8 39. Tf1?? Le3+ stellte er die Partie gar einzügig ein.
Brett 1: Khalil, S. – Dr. Zühlke, B. 0 : 1
Mit dem kreativen 1. h3!? g6 überließ mein Gegner zunächst Schwarz die weitere Partiegestaltung, was mir nicht schwerfiel, da es in der Pirc-Verteidigung Varianten gibt, in denen der Springerausfall von f6 nach g4 keine wesentliche Rolle spielt. Es ging originell weiter mit:
2. e4 d6 3. d4 Sf6 4. Sc3 Lg7 5. Le2 c6 6. Le3 b5!? 7. Lf3!? b4 8. Sa4 Da5 9. c3 La6
Solange der Zug e4 – e5 keinen Vorteil für Weiß ergibt, kann man sich an die Entwicklung des Damenflügels machen. Der Anziehende sollte sich nun seinerseits mehr um seinen Königsflügel kümmern und evtl. 10. Se2 ziehen. Die Stellung ist danach „ausgeglichen-dynamisch“.
Stattdessen kam 10. a3?
und ich erfuhr in der nachträglichen Analyse, dass nun schon 10. … b3! geht.
11. Dxb3 (erzwungen) Lb5 12. Ld1 Sxe4 verliert nämlich den wichtigen weißen e-Bauern.
Den gewann ich etwas später tatsächlich, da sich Weiß immer wieder um seine Figurenentwicklung kümmern musste und zwischenzeitlich mit dem Läuferrückzug von f3 nach e2 weitere Zeit verlor.
Insofern war die schwarze Strategie aufgegangen. Doch auch Weiß hielt sich meinen Ratschlag (s.u.) und spielte weiter.
Nach der Zeitkontrolle entstand dann folgende Stellung mit dem entsprechenden schwarzen Mehrbauern:
Diagramm nach 45. KxLe3 (-3.5)
Diese Stellung ist gewonnen für Schwarz … wenn man den richtigen und eigentlich naheliegenden Zug 45. … Tg5! spielt.
Weiß kann sich gegen das folgende Th5 nur mit weiterem Bauernverlust oder Abwicklung in ein gewonnenes Bauernendspiel verteidigen.
Da ich stattdessen 45. … Th2? zog, verflachte das Spiel nach weiteren suboptimalen Zügen leider in ein ausgeglichenes Turmendspiel mit Mehrbauer. Mein Gegner kannte dieses Mal die richtige Verteidigungsstrategie aber nicht wirklich und verlor. Irgendwie fühlte ich mich an Runde 2 erinnert, in der meinem Gegner die Verteidigung besser gelang.
Brett 6 Amberg, D. – Meyer, N. 0 : 1
Deniz Gegner (ebenfalls mit einem DWZ-Plus von über 300 Punkten ausgestattet) kam mit dem geschlossenen Sizilianer zunächst gar nicht klar.
Es entstand folgende Stellung (nach 11. Lxe6 Sd3+ 12. Kd1 Dc7):
Zur Sicherung des Stellungsvorteils wäre nun 13. Kc2! eine gute Wahl:
Hier steht der weiße König deutlich sicherer als sein schwarzes Gegenüber. Zudem erschwert die Kontrolle der weißen Felder im schwarzen Lager die weitere Entwicklung von Lf8 und den beiden Türmen. Nach 13. Kc2 Sf4 14. g3 Sxe6 15. Dxe6 Dd7 16. Dxd7 Kxd7 17. d4 behält Weiß seinen Mehrbauern bei weiterem Stellungsvorteil (+1.20).
Stattdessen kam 13. Ke2 Sf4+ 14. Kf2 a6 15. a4 d5! 16. Lxd5 S6xd5 17. exd5 Sd3+ 18. Kf1 c4 19. Dd1 Dc5
und Weiß gab auf.
Brett 3 Böse, K. – Hasgulec, E. 0,5 : 0,5
Die Last des „Machwinners“ trug beim Stande von 4:3 für die Fürther am Ende Emre. Seine Aufgabe bestand darin ein Läuferendspiel mit gleichfarbigen Läufern und einem Minusbauern zu verteidigen. Dies gelang ihm überzeugend, wie man an folgender Schlussabwicklung sehen kann.
Es folgte 47. … f5! 48. gxf5 Lxf5 und Weiß findet nun keinen Gewinnweg mehr. Zwar kann er mit dem wK auf a5 und c5/b6 einen Freibauern generieren. Der sK auf b8 kontrolliert diesen jedoch problemlos. Falls der wK wiederum zum g-Bauern marschiert, erfolgt im geeigneten Moment Lxh3/Kb7 was den letzten Bauern von Weiß erobert. Nach weiteren 12 Zügen sah dies Weiß auch ein und gab Remis.
Fazit:
Unnötige Einsteller auf den Brettern 2 und 7 erwiesen sich somit als unerheblich. Unser Team konnte beide Mannschaftspunkte in Fürth behalten. Dies war sicher überraschend, jedoch nicht unverdient. Die für kommende Begegnungen bleibende Erkenntnis daraus: Kampfgeist lohnt sich. Nur wenn man weiterspielt, kann der Gegner Fehler machen.
Burkhard Zühlke (Mannschaftsführer)