Bayerische Mannschaftsmeisterschaft U12 2019, 2.Runde

Am Samstag dem 11.05. ging es in der 3. Runde der bayrischen U12-MM nach Nürnberg. Zwischen Nordklinikum und Dampfnudelbäck traten wir in der gleichen Besetzung an, wie zuletzt.
Von einigen spannenden Partien und kuriosen Aktionen gibt es zu berichten.

Rd.1: SK Neumarkt - SG 1882 Fürth  0-4

In der ersten Runde ging es zunächst gegen die Neumarkter Schachtalente. Leider konnten sie nicht in Bestbesetzung antreten und so kamen wir zu einem ungefährdeten Sieg.

Brett 1:
Nareks Gegner bringt eine aggressive Variante in der schottischen Verteidigung aufs Brett, die dem Lettischen Gambit ähnelt.
Stellung nach 3...f5?



Nach 4.Sxe5 Sxe5 5.dxe5 fxe4 6.Sc3 folgte De7? 7.Lf4 g5?? Hier hat Weiß bereits ein Plus von +7 (wenn es nach Stockfish geht)



Nun hat Weiß mehrere gute Gewinnwege, als bester Zug von Weiß empfiehlt Stockfish mit 8.Sd5 die überlastete Dame zu befragen.
8...Dc5 9.Dh5 Kd8 10.Lxg5 Le7 11.0-0-0 +6,87
oder  8...Df7 9.Sxc7 Kd8 11.Lg3! +7,24
oder  8...gxf4 9.Dh5 Df7 10.Sxc7 +7,26 sind alles Verlustvarianten
Narek spielte hier 8.Dh5 Df7 9.Dxf7 Kxf7 10.Lxg5 und ist mit +2,50 nach wenigen Zügen ebenfalls auf Siegeskurs. Er geht mit einem Mehrdoppelbauer ins Endspiel. Sein Gegner liefert ihm weiter zu und löst den Doppelbauer auf. Nach dem Gewinn des dritten Bauern gibt sein Gegner auf.
1-0

Brett 4:
Sarah fesselt ihren Gegner und früh passiert hier außergewöhnliches. Zwar ist Sarahs Vorteil eher Terrassenformat als Prachtvilla aber, obwohl ihr Gegner nur einen sinnvollen Zug hat, hört er auf zu ziehen. Er schaltet in den Standy-By-Modus und fängt erst 30 Minuten später wieder mit dem Spielen an. Er macht ein paar Züge und lässt dann die Zeit runterlaufen. Unfassbar.
2-0

Brett 2:
Benno findet sich in einer geschlossenen Veranstaltung des Sizilianers wieder. Ohne Not schwächt er seinen Königsflügel. Sein Gegner hat fast alle Figuren auf Angriff geschaltet und findet den Zeitpunkt eines Läuferopfers gut. Benno hat aber alles im Griff. Die Springergabel mit Damenverlust droht gar nicht und so nimmt er was sein Gegner offeriert. Benno konsolidiert seine Stellung in kurzer Zeit und gewinnt.
3-0

Brett 3:
Philipps Weressow ist zunächst nicht bissig genug; er trickst sich selber aus. Sein Hintergedanke, die g-Linie zu öffnen, ist offensichtlich, aber sein Gegner kann die Damen vorab abtauschen. Als eine Figur verloren geht, scheint das Ende absehbar. Nun torkelt der König im Zentrum von 2 Türmen und einem Springer gehetzt. Als der gegnerische Springer eingestellt wird, kann Philipp wieder hoffen. Der Druck auf der 7. Reihe bringt die Wende. Nun könnte man sicher gewinnen, aber nach einem Turmtausch ist es wieder ausgeglichen. Unter uns Kegelbrüdern muss gesagt werden, dass Philipp bei fast leeren Brett den Turm einstellt, aber sein Gegner, der nur ein Zwischenschach mehr geben muss, sieht es nicht. Turm und a-Bauer gegen Turm sollte nun Remis sein. Philipp lehnt aber das Remisangebot ab. Er peitscht seinen Freibauern immer weiter vor. Als es nicht mehr weiter geht muss Philipp den Bauern geben und bietet seinerseits sofort Remis an. Sein Gegner aber lehnt überraschend. Bei Turm gegen Turm werden ein paar Schächer gegeben ein paar Linien abgesperrt, bis das "Wunder" geschieht und Philipp einzügig mattsetzen kann.
4-0

Rd. 2: SG 1882 Fürth gegen SK 1911 Nürnberg  2,5-1,5

Im zweiten Kampf gegen den Gastgeber gab es gegen Ende eine kaum zu überbietende Dramatik aber dazu später mehr.

Brett 4:
Sarah muss kämpfen, um einen Bauernverlust wieder wettzumachen, aber zunächst geht eine Qualität verloren.
Ihr frecher Springer hüpft im Feindesland 5x in Folge. So gewinnt sie Bauer und Qualität zurück. Im weiteren Verlauf packt sie zwei Bauern drauf. Nun rasiert sie noch Turm und Springer und der Gegner muss aufgeben.
1-0

Brett 3:
Philipp spielt das Paulsen-System. Nach heterogenen Rochaden sind die Angriffsziele klar definiert. Zuerst scheitert der Mattangriff von Weiß. Dann kann Philipp einen ersten Bauern erobern. Aber auch er verliert einen Bauern. Gerade als er den zweiten nimmt, ist der Vorteil dahin, denn nach 20...Da1xb2 (Diagramm)



könnte Weiß ganz einfach mit 21.Tb1 die Dame für Turm und Springer gewinnen, da der Turm auf b8 sonst verloren ginge. Aber Weiß spielt hier 21.Dd3? und nun könnte Philipp mit 21...Lb4! die Partie in die richtige Richtung lenken. Stockfish gibt hier ein +5 für Schwarz an. Aber er zieht 21...Da3 22.Ke2 g6 23.Sb1 Da5 und der Vorteil ist kaum noch sichtbar. Trotz einer Armada von Angriffsfiguren tauscht der ICE die Damen ab und geht ins Doppelturmendspiel.
Nach 32...b4 kommt es zu folgender Stellung:



Nun sollte Weiß 33.Tdb7 spielen und Stockfish bewertet dies mit 0,00 denn nach 34.b3 müssen beide Seiten stille stehen, zwar kann Weiß den b3-Bauern unter Turmtausch abholen, aber dann ist eine Remis-Symmetrie nicht mehr abzustreiten.
Nun kam 34.Tac7? worauf Schwarz mit 34...Txc7 35.Txc7 Tb8 ein schönes Endspiel mit einem entfernten Freibauern hat. Der bewegungslose weiße Turm der den B-Bauern stoppen muss verspricht den Sieg für Schwarz.
2-0

Brett 1:
Nareks Partie beginnt im englischen Stil. Sein Gegner bringt einen Taktikschlag. Ein vorübergehendes Figurenopfer, das Narek annehmen muss, aber die Figur und ein Bauer gehen zurück an den Taktgeber. Der entstandene Freibauer läuft einfach ohne Gegenwehr nach vorne und bringt weiteres Material. Chancenlos geht es zu Ende.
2-1

Brett 2:
Benno spielt Ponziani (1.Stunde) Nach Generalabtausch sieht es nach Remis aus. Dann stiehlt Benno einen Bauern, ein zweiter folgt. Mehrfach waren Gewinnabwicklungen möglich aber die Zeit schwindet und bei einer Zeit unter 2 Minuten packt Benno die Richtlinie 3-Keule aus und verlangt einen neuen Modus, bei dem er (und sein Gegner natürlich auch) pro Zug 5 Sekunden dazu bekommen. Dies gilt gleichzeitig als Remisangebot, aber sein Gegner musste beim Spielstand von 1-2 natürlich auch in Verluststellung weiterspielen. Bald geht Bennos Freibauer flöten, nun versucht er auf Dauerschach zu spielen. Dies geht zwar schief, dafür muss Schwarz die Damen tauschen und so ist die Stellung, auch bei geringer Zeit, relativ einfach Remis zu halten.
2,5-1,5

Rd. 3: SC Kelheim - SG 1882 Fürth  2,5-1,5

In Runde 3 ging es dann um den Gruppensieg. Ob dies für das weitere Turnier vorteilhaft ist, ist mir nicht bekannt.

Brett 3:
Philipp gewinnt früh einen Bauern im Damengambit mit Lf4. Um seine Dame am Brett zu halten gibt Philipp die Rochade auf. Auch der Mehrbauer ist nun schnell weg. Die Maschine läuft und der vielschichtige Angriff auf Figuren und König bringt einen Qualitätsgewinn. Wenig späer erfolgt das Matt. 1-0

Brett 4:
Sarah kommt ohne Verluste aus der Eröffnung. Dennoch ist ihr Springer auf b7 eher tot als lebendig. Trotz dieser vorübergehenden Probleme kommt sie mit einem Bauernplus aus dieser Phase. Als Sarah die Sache im Griff hat hagelt es einen Schachtornado. Ich rechne bereits mit einem Dauerschach, aber Sarah beendet diese Serie. Nun muss ein Bauernendspiel berechnet werden, das nach dem erzwungenen Damentausch wohl gewonnen wäre. Aber stattdessen tauschen sich einige Bauern ab, ehe man sich auf Remis verständigt.
1,5-0,5

Brett 1:
Narek spielt das schottische Gambit, was sein Gegner mit h6 beantwortet. Als der e4-Bauer stibitzt wird, lässt sich Narek zu einem Königsangriff hinreißen. Mit einer Mini-Kombi gewinnt er den Bauern zurück. Da der schwarze Monarch sicher steht, kann Narek kein Kapital aus der löchrigen Königsstellung seines Gegners schlagen. Er geht zu passiv zu Werke, tauscht falsch ab und muss dann mit dem König übers halbe Feld fliehen, ehe er gejagt, gestellt und erlegt wird.
1,5-1,5

Brett 2:
Benno muss erneut im geschlossenen Sizilianer sein Glück versuchen. Anstatt am Gegenspiel im Zentrum zu arbeiten oder am Flügel einen Angriff zu starten, gruppiert er seine Figuren um. Dies dauert zu lange und so wird der Schutzwall seines Königs komplett zerstört. Mit Mühe kommt er mit einem Minusbauern aus der ersten Angriffswelle. Erneut in großer Zeitnot gibt er Material ab und muss aufgeben.
1,5-2,5

Fazit:
Der Gastgeber musste kurzer Hand umziehen und so stand der gewohnte Raum leider nicht zur Verfügung.
Obwohl die neue Spielstätte kleiner war, als gewohnt, gab es keine Probleme bei der Abwicklung der 3 Runden.
Nach dem zweiten Sieg waren wir bereits für die nächste Runde qualifiziert. Das Ziel ins Halbfinale einzuziehen erreichten
wir durch eine Mischung aus Spielkunst, Kampfgeist und Erfahrung.
Am 01. Juni spielen wir um den Finaleinzug erneut in Nürnberg, diesmal bei Noris-Tarrasch. Die weiteren Gegner sind der SC Erlangen sowie der heutige Gegner SC Kelheim.
Bis dahin!

Wolfgang Heimrath

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