Bayerische Mannschaftsmeisterschaft U12 2019 Halbfinale Nord

Am 1. Samstag im Juni fand das Halbfinale der bayrischen U12-MM in den Räumen von Noris-Tarrasch-Nürnberg statt. Die Gegner waren neben dem Gastgeber Noris-Tarrasch-Nürnberg, der Dauerrivale vom SC Erlangen und dem besten U12-Team der Oberpfalz, der Schachklub Kelheim 1920. Den beiden Siegerteams winkte ein Platz im Finale.

1.Runde
SG 1882 Fürth - SK Kelheim 3,5-0,5

Brett 3:
Philipp erobert schnell einen Bauern und steht auch sonst solide. Um eine taktische Idee umzusetzen, überlegt er 20 Minuten und gewinnt dabei die Qualität. Der zweite Blick auf die Stellung zeigt einen Vorsprung von Dame gegen Läufer, den Philipp gewohnt sicher zum vollen Punkt bringt.
1-0

Brett 4:
Sarah spielt das 3-Springerspiel. Sie tauscht den braunfeldrigen Läufer und setzt den Gegner mit ihren beiden Springern unter Druck. Dieser schwächt sich auf beiden Flügeln. Nach einem ersten Qualitätsgewinn durch Doppelangriff öffnet sich die Stellung und diverse Schlagzüge sind zu überprüfen. Nach einem Grundlinienschach walkt der König einen Schritt nach vorne und gibt den Turm im Eck zum Abschuss frei. Nach einem enormen Materialplus ist der Sieg bald auf der Ergebniskarte.
2-0

Brett 2:
Benno steht nach wenigen Zügen sehr stark. Er verhindert die Rochade und hat mehrere schwache Felder ins Visier genommen. Als sich sein Gegner konsolidieren kann, läuft er in eine Fesselung. Dies kostet eine Figur für 2 Bauern. Anschließend kann Benno eine komplizierte Druckstellung aufbauen und die Figur mit Zinsen zurückgewinnen. Nach einer Attacke auf den König kann er den feindlichen Monarchen mattsetzen.
3-0

Brett 1:
Narek spielt Sizilianisch und steht leicht unterentwickelt einem Angriff gegenüber. Narek schließt die Mitte und verweigert das Gegenspiel. Zu seinem Glück kann er die Damen tauschen. Sein Schwachpunkt kann vom Gegner kaum erobert werden, aber wie soll Narek weiter spielen?
Als er eine Figur einstellt scheint die Partie gelaufen, aber Narek ist ein Kämpfer der alten Garde. Die Zeit des Gegners schwindet immer mehr und obwohl dieser inzwischen einen Turm Vorsprung hat, sind nur noch 60 Sekunden auf der Uhr. Er entschließt sich Richtlinie 3 zu beantragen. Dies würde bedeuten, dass er ab sofort für jeden Zug (ebenso wie Narek) 5 Sekunden dazu bekommt. Dieser Antrag beinhaltet aber auch ein Remisangebot, welches Narek annimmt.
3,5-0,5

Fazit:
Die Revanche für unsere Niederlage vor 3 Wochen ist deutlich gelungen. Narek und Benno standen zwischenzeitlich auf Verlust, konnten aber durch Kampfgeist, Ideenreichtum und Widerstand die Niederlage vermeiden.

Runde 2:
SC Erlangen - SG 1882 Fürth 2,5-1,5

Brett 4:
Sarah muss bei unterschiedlichen Rochaden einen Mattangriff abwehren. Mit 2 Minusbauern geht sie ins Finale. Nach einigen Manövern kam es zu folgender Stellung.



Hier konnte Sarah mit Ta5 das Remis einleiten. Nach Kd6 Kxe4 e6 Td5 (einziger Zug) können die beiden Freibauern zwar für den Turm eingetauscht werden, aber dann ist es remis.
Sarah spielt hier Tb6 und muss wenig später aufgeben.
0-1

Brett 1:
Narek spielt die neue Yellow-Variante, tauscht aber einen Bauer zuviel ab. Als er seine Figuren aktiviert, fällt der Minusbauer zunächst nicht auf. Durch eine fehlerhafte Berechnung verliert er die Qualität und alsbald die Partie.
0-2

Brett 3:
Philipp sieht, dass eine Figur kein Rückzugsfeld hat und greift sie mit einem herzhaften g3-g4 an. Er gewinnt den Springer für 3 Bauern. Bei dieser interessanten Materialverteilung bleibt es nicht lange. Philipp gibt einen Turm um mittels Fesselung sich das Opferstück zurück zu holen. Dies geht schief und ein Turmendspiel mit einigen Bauern weniger sieht hoffnungslos aus. Überraschend bietet der Gegner Remis an, um den Mannschafts-Sieg zu sichern. Diesen geschenkten halben Punkt nimmt er gerne an.
0,5-2,5

Brett 2:
Benno spielt 2 Züge lang Karo-Cann und wechselt dann in die French-Defense. Das Brett ist voll und kein Abtausch in Sicht. Sein Läufer auf c8 geht als Mumie von Loni in die Geschichte ein. Bennos Gegner verbraucht seine komplette Zeit, bis auch er mit Richtlinie 3 sein Zeitkontingent auffüllen möchte. Dies hilft nur kurz, dann schlägt Benno zu und gewinnt.
1,5-2,5

Fazit:
Wieder einmal müssen wir die überlegene Trainingskultur vom SC Erlangen anerkennen. Philipp hätte nach seinem Figurengewinn mehr aus seiner komfortablen Stellung machen müssen.
Im letzten Kampf ist alles offen, doch durch unser gutes Brettverhältnis mussten wir "nur" dasselbe Ergebnis, das Kelheim gegen Erlangen erreicht, ins Ziel bringen.

Runde 3:
SG 1882 Fürth - SC Noris-Tarrasch-Nürnberg 3-1


Brett 4:
Sarah verliert schnell die Qualität. Ihre Unterentwicklung ist ein weiteres Problem. Trotz einiger Fehler war nach dem 22. Zug von Schwarz Kg8-f7 für Weiß der Ausgleich möglich. (Diagramm)



In dieser schwierigen Stellung findet Stockfish den Zug 23.gxf3 und auf 23...Kxe7 24.dxc5! Nach 24...Tad8 25.De1 Kf7 26.Le3 ist Weiß endlich entwickelt und die 3 Bauern am Damenflügel sind einiges wert.
Sarah spielte stattdessen 23.Sf5?, worauf Schwarz mit 23...Le4 den Vorteil festhält. Ihr 8jähriger Gegner erobert bald darauf mit Gardez einen weiteren Bauern. Durch ein fatales Springermanöver geht ein weiterer Bauer verloren. Bald heißt es Matt.
0-1

Brett 3:
Philipp hat sich schnell 2 Bauern geholt. Die Kombination zum nächsten Bauerngewinnt wird ausgelassen. Beim Schwerfigurenendspiel drückt Philipp seine Mehrbauern gekonnt ins Lager seiner Gegnerin. Nach dem Damentausch wird der Punkt eingefahren.
1-1

Brett 2:
Benno versucht den Scheveninger Sizzi zu crashen. Charakteristisch in dieser Eröffnung ist das "kleine Zentrum" mit d6 und e6.
Gegen dieses flexible System wäre der Keres-Angriff mit g4! angebracht. Weiß nutzt dabei die Tatsache aus, dass dem c8-Läufer  die Sicht auf g4 versperrt ist. Benno versucht aber mit 6.Ld3?! indirekten Druck auf den schwarzen König aufzubauen. Er erobert mit einer Doppeldrohung einen Turm. Die eingesperrte Dame erweist sich als Kuckucksei. Sie stöbert weiter nach Beute, die nicht lange auf sich warten lässt. Als Turm und 2 Leichtfiguren auf seiner Habenseite sind, gibt sein Kontrahent auf.
2-1

Brett 1:
Narek spielt eine Abtauschvariante like himself. Sein Remisangebot wird abgelehnt. Als sich Langeweile mit Agressivität paart, stellt Narek eine Figur durch Bauerngabel ein. 2 Freibauern von 2 edlen Türmen unterstützt stürmen nach vorne und eine erste Hoffnung schimmert am Horizont. Sein Gegner stellt eine fantasievolle Falle, die Narek ignoriert. Als sich sein Gegner mit einem Turm verläuft, bringt dies die Figur zurück. Seine vorgerückten Freibauern entscheiden den Tag.
3-1

Fazit:
Mit zwei Mannschaftssiegen konnten wir den 2. Platz im Halbfinale sichern. Die schwierigen Spiele verdeutlichen, dass wir im  Finale am 06. Juli (das wir zum zweitenmal in Folge erreichen) eher als Außenseiter ins Rennen gehen. Die Gegner dort sind neben dem SC Erlangen, der SC Tarrasch 45 München und der SC Wolfratshausen.

Wolfgang Heimrath

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