Bayerische Mannschaftsmeisterschaft U12 2019 Finale

Am Samstag dem 06.07. fuhren wir zur Bayerischen U12-Mannschaftsmeisterschaft nach Ingolstadt. In Saschas Bus hat die gesamte Mannschaft Platz, auch Trainer und Fahrer. Um den Finalisten keine zu lange Anreise zuzumuten, fand das Finale beim MTV Ingolstadt statt, der freundlicherweise die
Ausrichtung übernahm.

Wir starteten gut ins Turnier, wobei Sarah ihre verlorene Partie noch drehen konnte.

SG 1882 Fürth - SK Tarrasch 45 München 2,5-1,5

Brett 4:
Sarah
spielt Philidor und schon früh hätte sie eine Kombination auspacken können: Diagramm nach Dd5xe5



Nun geht bereits: 9...Lxf2 10.Ke2 (Der Läufer ist natürlich tabu, wegen Sg4) Dxe5 11.Sxe5 Ld4 12.Sxf7 Lg4 13.Kd2 Lxb2 14.Sxh8 0-0-0 15.Ld3 Lxa1 (+1,46 für Schwarz) oder
Dxe5 11.Sxe5 Ld412.Sd3 Lg4 13.Kf1 Sxe4 wäre laut Stockfish sogar noch schlechter. (+2,70 für Schwarz).
Sarah spielte aber 9...0-0 und Weiß geht mit einem Bauern mehr aus der Stellung. Nachdem Sarah einen zweiten Bauern verloren hat, versucht ihr Gegner einen Freibauern auf die Reise zu schicken. Mit einem Bauernopfer bringt er seinen b-Bauer ins Rollen. Dann aber begeht er einen fatalen Fehler: 39.Sf3-d4?? Diagramm



In dieser Stellung konnte Sarah mit 39...Le3 bereits den Sack zumachen, weil der Turm wegen Lxa7 nicht genommen werden kann, da sonst der Bauer auf a2 einläuft. Der Springer kann aber auch nicht gedeckt oder weggezogen werden.
Sarah spielte hier 39...Tb2 40.b6 Le3 41.Se6 Txf2 42.Kh3 Lxb6. Weiß berührte nun den Springer und gab auf.
1-0

Brett 3:
Philipp
greift bereits vor Beendigung der Entwicklung an und wird ausgekontert. Er muß Material geben und kann die Partie nicht mehr halten.
1-1

Brett 2:
Bennos Gegner macht Druck im Londoner System. Nachdem sein Gegner etwas nachlässt, kann Benno in ein Doppelturmendspiel mit leichtem Vorteil gehen. Am Ende setzt er sich trotz vieler Widerstände durch.
2-1

Brett 1:
Narek spielt gegen eine seltene Caro-Kann-Variante. Weil wir nach Bennos Sieg nur noch ein Remis brauchen, tauscht Narek gegen seine DWZ-stärkere Gegnerin (1615) alles ab und erzwingt ein Remis.
2,5-1,5

Fazit:
Ein glücklicher Sieg zum Auftakt bringt uns in eine gute Ausgangsposition für die kommenden Runden.

SG 1882 Fürth - SC Wolfratshausen 1,5-2,5

Brett 3:
Philipp wird nach der ersten Entwicklungsphase zurückgedrängt. Jedoch hätte er nach 15...Lxd4 bereits Vorteil erringen können: Diagramm



Mit 10.De4 Lf5 11.Dh4 h5 12.Tfd1 kann er bereits eine Figur gewinnen, da c3 nicht mehr zu verhindern ist. Aber auch 10.Sxf7 wäre besser als der Partiezug, würde aber schwer zu berechnende Varianten aufs Brett bringen. Philipp spielte hier aber 10.Df3 worauf Schwarz mit c6 hätte antworten sollen. Da nach 10...Lf5 wieder 11.Sxf7 Txf7 12.Lxf7 Kxf7 zu Materialgewinn führt, da er nun wieder mit Tad1 oder auch mit g4 eine Figur zurückgewinnt.
Stellung nach: 22.. Kh8??



Hier kann Philipp mit 23.g4! eine Figur gewinnen, da der Läufer nicht wegziehen kann, wegen 24.Df6 Kg8 25 Se7 matt. Es folgte aber 23.Se7 De8 24.Sxf5 gxf5 25.Dxf5 Lc5?? Diagramm



Beginnend mit 26.Df6 ist es in spätestens 5 Zügen matt. Aber auch 26.Lc2 ist ausreichend (Matt in 11) Viele Züge gewinnen hier leicht, aber Philipp spielte 26.g3 was Stockfish immer noch mit +2,22 bewertet, wenn Schwarz nun f6 spielen würde. Stellung nach 32.c4



Hier war die letzte Chance für Schwarz noch aus der Fesselung zu kommen. Mit 34...Tb8 ist der weiße Vorteil nur 1,67. Schwarz spielte aber 34...c5 und musste nach 35.Lc2 bald aufgeben, da gegen Lf5 kein Kraut gewachsen ist.
1-0

Brett 1:
Narek spielt den Zitro-Angriff. Nachdem sich sein Gegner falsch verteidigt hat, findet Narek nicht die Widerlegung. Bereits nach 7 Zügen hätte er ein Plus 1,78 erzielt. Als er den Gambitbauern dann nicht mehr zurückbekommt, verliert er im Endspiel.
1-1

Brett 4:
Sarah steht zunächst entspannt. Ihr Gegner schließt das Zentrum ab. Sarah hätte nun den Läufer auf g5 befragen sollen, stattdessen spielte sie 20...Dc8?? Diagramm



Natürlich ist der Zug schon wegen 21.Le7 schlecht, aber Stockfish gibt hier Weiß einen Vorteil von +4,40 wenn er:
21.Sf6 Kh8 22.Dg3 h5 23.Dh4 und die Stellung ist hoffnungslos oder
21.Sf6 Lxf6 22.Lxf6 h6 23.De3 Kh7 24.f4 und Schwarz wird ohne Gegenspiel an die Wand gespielt.
Weiß spielte aber 21.Df3 und Sarah konnte einen der beiden bösartigen Springer auf g4 abtauschen und vor allem den eigenen Läufer loswerden, welcher der Entwicklung des b8-Springers im Weg steht.
Bald ist die Stellung mit 6 Schwerfiguren und 8 Bauern pro Seite sehr remisträchtig. Stellung nach 52.Kh3 Diagramm



Nun hat Schwarz 3 Remiszüge: Kg7, Kg6 oder Tf8, aber Sarah findet hier einen Verlustzug. 52...Tg6? Nach 53.h5 muss der Turm weg und die Bauern f6-d6 und b6 fallen wie die reifen Früchte von den Bäumen. Ihr Gegner spielte auf Biegen und Brechen auf Gewinn und ging im 56.Zug mit Kh5 ein unkalkulierbares Risiko ein.



Sarah hatte hier noch 20 Minuten gegen 2 Minuten des Gegners. Mit 56...Tg3 konnte sie ins Lager des Feindes eindringen und diesen vor schwierige Probleme stellen. Dennoch sagt Stockfish hier, dass Weiß nach 57.Tf1 Txa3 58.Tg1 auf Ausgleich steht.
Sarah spielte aber 56.Th6 und gab wenig später remis. 1,5-1,5

Brett 2:
Benno muss erneut gegen das Londoner System antreten. Die vorentscheidende Stellung entstand nach dem 26. Zug von Weiß c4 - Diagramm-



Zwischen dem besten Zug 26...dxc4 und dem zweitbesten Zug 26...Sf6 ist ein Unterschied von 1,85 Punkten.
Nach 26...dxc4 27.Dxe4 cxb3 28.Txc7 Dxc7 29.axb3 hat Schwarz 0,60 Vorteil
Nach 26...Sf6 27.c5! Sd7 28.Tc3 hat Weiß einen Vorteil von 1,25 Punkten.
Benno zog 26...Sf6 und kam damit stellungstechnisch und zeitlich unter Druck und so ging die Partie verloren.
1,5-2,5

Fazit:
Eine unnötige Niederlage, da Narek, Benno und Sarah mehr als ingesamt ein mickriges Remis verdient gehabt hätten.

SG 1882 Fürth - SC Erlangen 1-3

Vor dem letzten Kampf war die Ausgangssituation relativ klar. Ein Sieg brächte uns zur deutschen Meisterschaft.
Bei einem 2-2 würde die Berliner Wertung greifen, falls es keine 4 Remisen gibt.
Allerdings ging es gegen den Dauerrivalen und Favoriten der Runde und dass wir auf Brett 1 auch noch Schwarz zugelost bekamen, erleichterte die Aufgabe nicht.

Brett 4:
Sarah kommt gut aus der Eröffnung ist aber unkonzentriert. Ihr Gegner beginnt mit der psychologischen Kriegsführung und reklamiert einen falschen Zug bei der Ausführung der Rochade. Nachdem beide ihre Sichtweise erklärt haben kommt der Schiedsrichter zu dem Schluss, dass kein falscher Zug vorliegt. Eine Bestrafung für die falsche Reklamation gab es nicht, da dies bei unklarer Ziehweise nicht zwingend notwendig sei. Vielleicht war es diese Aktion, vielleicht aber ließ einfach die Kraft an diesem heißen Nachmittag nach und so stellt Sarah die Qualität ein. Danach ging es nur noch in eine Richtung.
0-1

Brett 3:
Philipp und sein Gegner spielen den "Spazierstock" womit gemeint ist, dass beide am Königsflügel den Aufbau mit h3-g4 bzw. h6-g5 wählen. In völlig ausgeglichener Stellung greift Philipp zu den falschen Mitteln und opfert sich zum Verlust.
0-2

Brett 1:
Narek spielt erneut Caro-Kann, diesmal wird der Bauer nach e5 durchgezogen. Der thematische Hebel c6-c5 bleibt aber aus, womit das Gegenspiel nicht so richtig in Gang kommt. Trotzdem bleibt die Stellung im Gleichgewicht. Als Narek die Züge wiederholt reklamiert sein Gegner, der bereits Erfahrung bei einer Weltmeisterschaft gesammelt hat, 3x dieselbe Stellung. Der Schiedsrichter prüft die Reklamtion und erklärt sie für berechtigt.
0,5-2,5

Brett 2:
Benno holt in der Rubinstein-Variante der Französischen Verteidigung keinen Vorteil heraus. Er schwächt seine Königsstellung und geht in eine unklare Fesselung. Als er die Dame gegen Turm und Läufer gewinnt ist ein Sieg wieder denkbar.
Stellung nach 25...Te8xe1 Diagramm.  



Eigentlich scheint hier der nächste Zug von Weiß klar, um auf Gewinn zu spielen. Man muß dem Gegner aber auch die
Gelegenheit geben einen Fehler zu machen.
Um zu sehen welchen Abzug sein Gegner wählt, sollte er erstmal Kh2 spielen.
Nach 26.Kh2 Lg1 27.Kh1 hat Schwarz 4 Abzüge mit dem Läufer, aber nur das Feld c5 gibt Stockfish als Ausgleich an.
Beispiele:
27...Lb6 28.Sf1 Txf1 29.Kh2 Tf2 30.b4 c5 31.Dxb7 cxb4 32.axb4 Txa2 und Weiß hat einen Vorteil von 2,70
27...Le3 28.Sf1 Txf1 29.Kh2 Lf4 30.g3 Tf2 31.Kh1! (Kg1 Le3) Lxg3 oder Ld6 32.Dxb7 und Weiß hat einen Vorteil von 2,30

Das Läuferfeld c5 bringt Schwarz das anschließende Schach auf d6, das den b2-Bauer gewinnt und somit alle wichtigen Bauern gedeckt sind.
Benno spielte hier aber sofort 26.Sf1 Txf1 27.Kh2 Ld6 28.g3 Te2 29.Kg1 Txb2
Kurze Zeit später:



Benno sollte hier 32.De4 spielen um Le7 zu verhindern und um bei Gelegenheit auf der Grundreihe einzudringen.
(In der Partie folgte Dd3 und remis)
Es könnte folgendermaßen weitergehen:
32.De4 b6 33.g5 hxg5 34.hxg5 g6! (auch Kf8 oder Te5 reichen aus) 35.De8 Lf8 36.fxg6 Txg5 37.Kf1 Txg6 38.Dc8 Diagramm



Schwarz kann nun den c-Bauer mit Tc6 decken, aber auch a5 oder b5 oder c5 gibt Stockfish als absolut ausgeglichen an.
Nachdem unsere Mannschaft bereits verloren hatte, einigte man sich auf Remis.
1-3

Fazit:
Im entscheidenen Kampf setzte sich die Klasse der Erlanger durch. Am Ende überholt uns sogar noch der SK Tarrasch München durch einen Sieg gegen den bis dahin ungeschlagenen SC Wolfratshausen. Somit wird das Klassement noch einmal kräftig durcheinander gewirbelt.
Der SC Erlangen wird bayrischer Meister und wir landen auf Platz 4.
Obwohl das Finale nicht so glücklich für uns ausging, ist die Gesamtleistung sehr positiv, was man bei Betrachtung der gesammelten Einzelergebnisse unserer U12-Spieler feststellen kann.

Die Einzelergebnisse sind beeindruckend:

Brett 1: Narek Gewondow: 5,5 aus 12
Brett 2: Benno Funk:         9,0 aus 12
Brett 3: Philipp Levitskii:    9,5 aus 12
Brett 4: Sarah Zeisler:       8,0 aus 12

Wolfgang Heimrath

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