SGem 1882 Fürth 2 – SV Bubenreuth 1 4:4

Die Tatsache, dass es in diesem Wettkampf keine einzige Remis-Partie gab, zeigt, dass an allen Brettern „auf Sieg“ gespielt wurde und wir dem Aufstiegskandidaten aus Bubenreuth das Leben so schwer wie möglich machen wollten … und auch machten.
Doch werfen wir zunächst einen Blick auf unsere vier Gewinnpartien, sowie die „Fast-Gewinn-Partie“.

Brett 4:     Narek Gewondow – Klaus Ackermann 1:0
Narek gelang der wohl schnellste Sieg der Saison in der Bezirksliga und konnte schon nach 6 Zügen und ca. 15 Min. in den wohlverdienten Feierabend gehen.
Nach 5. De2 spielte Schwarz nämlich 5. … Sd7?? und musste sich das erstickte Matt 6. Sd6# zeigen lassen.



Brett 3: Wolfgang Kretschmer   – Mikhail Shlosberg    0:1
Nach 11. 0-0 in ausgeglichener Stellung provozierte Mikhail seinen Gegner mit dem mutigen 11. … g5!?

und es entwickelte sich eine heftige Kampfpartie mit vielen Verwicklungen, beidseitigen Chancen und einer häufig zwischen + und – springenden Stellungsbewertung.

Sehen wir uns einige Schlüsselmomente etwas genauer an. Zunächst geschah
12. f3 Sf6    13. De1 Sbd7    14.  e4 de4:   15. fe4:  Se5:
16. de5: Lc5+    17.  Kh1 Sg4    18.  ef5:  ef5:  19. h3 h5?!

Schwarz bietet damit zwar ein Springeropfer an, welches Weiß keinesfalls annehmen darf, aber auch nicht annehmen muss.
Der Nachteil von h5 ist die Schwäche h5, die Weiß mit 20. De2! nun gleich ins Visier nehmen könnte.
Z.B. 20. De2 Le6   21. b4! ab4:   22. ab4:  Ta1:   23. La1:  Lb4:  24. Sb3!   und der unangenehme schwarze Läufer ist erstmal „out of play“. Nun droht tatsächlich der Springerverlust und der Bauer h5 ist ebenfalls in Gefahr (Analysestellung)



Mit 20. g3?  schwächte Weiß aber den eigenen König unnötig und die Stellung wird nun schon mit -1,5 zu Gunsten des Schwarzen bewertet.

Es ging folgendermaßen weiter (bzw. zu Ende):
20. g3 Se3   21. Tf3 f4    22. Se4? Lh3: (-3,00)   23. Sf6:+??  Tf6:!
24. ef6:   25. Lg2+ (-9,98)   Kg1    26. Sc2+   Kg2:  27. Se1:+  (-13,00)



… die weiße Dame fiel mit Schach und der Tag war für Mikhail entschieden.


Brett 7: Gerhard  Hollfelder -  Daniel Vu    0:1
Bis einschließlich Zug 24. Tg3 wird die Stellung vom Analyseprogramm weitestgehend als ausgeglichen bewertet.


Weiß beabsichtigt mit Ld3 die Schwäche g6 ins Visier zu nehmen; dagegen wäre nun 24. … e5 das wirksame Mittel, da die schwarze Dame das Feld g6  von der Seite deckt und Schwarz seinerseits im Zentrum aktiv wird. Evtl. steht der weiße Turm auf g3 ja gar nicht so optimal, da nun alles verteidigt ist!
Daniel zog stattdessen 24. … Sb6 und nun droht dem Schwarzen nach 25 Ld3 schon der Einschlag auf g6. Daniel zog trotzdem 25. … e5 und opferte damit den e-Bauern. Die Alternativen: De8 stellt die Dame sehr passiv und auf g5 muss man immer mit den unangenehmen Hebeln h4/f4 rechnen. Stellungsbewertung (+1,8).
Daniel entschied sich nach 26. de5: für das aktivere 26. Sbc4, was taktische Gegenchancen beinhaltet …und sollte damit recht behalten!



Nach 27. Sf3 Sb3 wäre das konsequente 28. Sh4 besser, aber Weiß ließ sich mit 28. Sd4 eine Angriffsfigur abtauschen.
Es folgte 28. … Sd4:  29. cd4: Db6   30. e6 Te6:  31. Te6: De6:

Weiß übersah hier den (Gewinn-)zug 32. Lf5! und zog 32. Lc4:?, damit  verhalf er nach 32. … Tc4: dem Schwarzen zu einem Stellungsplus von 0,70 (lt. Stockfish). Dieses besteht offensichtlich aus dem Raumvorteil am Damenflügel und der Schwäche d4. Mit 33. Te3? Db6 folgte gleich die zweite Ungenauigkeit, da nun d4 nicht gut zu verteidigen ist.
Offenbar rechnete Weiß noch mit 34. b3 Td4:  35. Db2. Diese Fesselung ließ sich jedoch mit 35. … Df6 sehr wirksam verteidigen.

Weiß behält einen gesunden Mehr-/Freibauern auf d4, was ihm schließlich zum Sieg ausreichte.

Brett 1: Heinrich Löllmann   -  Burkhard Zühlke   0:1
Nach 5. … b5 stellt man in der Modernen Verteidigung Weiß vor die Wahl, ob er sich eher passiv verhält oder die weißfeldrige Bauernstruktur sofort angreift.

Der Gegner entschied sich zunächst für Ersteres und zog 6. a3, was sicher ein guter und plausibler Zug ist.
Nach 6. a3 Sd7 kam jedoch 7. d5!? Und der Weißspielende wechselte damit die Strategie (… was man nicht tun sollte).
Nach 7. … cd5:  8. Sd5: a6   9. Sf6: Sf6:  ist für Schwarz nun alles im Lot und Weiß muss sich schon überlegen, wie er endlich seinen Königsflügel entwickeln will.

Dies ging dann so: 10. Se2 Lg7   11. Sf4 0-0   12. c3 Lb7

Schwarz hat damit die Wunschaufstellung seiner Figuren erreicht und schon rochiert. Zudem hat er einen Bauern mehr im Zentrum, was zu aktiven Möglichkeiten im Zentrum geradezu auffordert.  



Weiß wollte jedoch von seiner Strategie immer noch nicht lassen und zog 13. Db3? (-0,70): nicht weil die Dame da schlecht steht, aber was ist mit dem Königsflügel?
Es folgte 13. … Tb8   14. Td1 (immer noch steht der weiße König im Zentrum) 14. … e6



Die Angriffe auf den Bauern d6 mit 15. e5 bzw. 15. Lc5 können beide mit 15. … Sd5! gut beantwortet werden.
Nun kam deshalb 15. Kf2?!
Weiß wollte sich einen Entwicklungszug sparen, dabei stellte er seinen König aber auf ein unsicheres Feld.
Es folgten 15. … Dc7   16. Ld3 d5!   17. ed5: e5!



Der Sf4 wird aus dem Zentrum vertrieben und Schwarz ist alleiniger Herrscher über das Feld d5.
18. d6 Dd6:    19. Le2 Dc7? Verpasst bereits den Gewinn mit 19. … Dc6!! (Analysestellung)



Weiß muss nämlich zunächst seinen Springer ziehen und läuft in den Gewinnzug 20. … Sg4+!
Schade, aber das Stellungsplus lag weiterhin bei Schwarz.
Es folgten 20. Sd3 Sd5   21. Lc5 Te8   22. The1 Sf4   23. Le3 Sd3:? (Se2: wäre besser gewesen)
24. Ld3: e4   25. Le4: Le4:  26. fe4:



In zeitlicher Bedrängnis konnte ich mich hier nicht für Dh2: entscheiden, da ich 27. Td7 befürchtete, was man aber mit 27. … Te6 gut parieren kann.
So zog ich 26. … Te4: und setzte damit auf den Angriff nach 27. Kg1 Le5!
Nach 28. g3? käme 28. … Lg3: und Weiß zog notgedrungen 28. h3, was die schwarzen Felder offenlegt.



Der Weg zur Schlussstellung war nicht weit:
28. … Lh2+    29. Kf1  (hier wäre noch Kh1 die bessere Wahl, da Lg3 mit Lf2 beantwortet wird!)
29. … Lg3   30. Dd5 Tbe8   31. Lf2  Df4  32 Dc5  Te3! mit Gewinn




Hier nun zwei Beispiele zum Thema „eigentlich schon gewonnen bzw. remis“:

Brett 2:        Hans Gerl  -  Johannes Handl      0:1
Hans spielte im Slawischen Gambit ein „solides, erfolgsversprechendes“ Bauernopfer und wird dafür vom Analyseprogramm auch durchgehend gelobt (ca. +1,00).
1. d4 d5   2. c4 c6   3. Sf3 Sf6   4. Sc3 e6   5. Lg5 dc4:  6. a4 Lb4   7. e3 Da5   8. Lf6:  Lc3:   9. bc3:  Dc3:+   10. Sd2  gf6:    11. Lc4:   Da5   12. 0-0   0-0    13. Se4  Sd7    14. f4 Kh8   15. Tf3  Tg8    16. Th3



Jetzt leistete sich Schwarz den Verlustzug 16. … Df5? und sollte mit 17. Sd6!! dafür bestraft werden.

Auf 17. … Dg6 folgt 18. Tg3 mit Damenverlust
Auf 17. … Da5 folgt 18. Sf7:+  Kg7   19. Dg4+ mit Gewinn

Schade, denn auch nach 17. Df3 stand Hans noch lange Zeit besser, verlor aber später den „roten Faden“ und die Partie.

Brett 8:  Vladimir Borodulin – Ingolf Ihlefeldt    0:1
Hier noch eine lehrreiche Stellung zum Thema Bauernendspiel.

Im Diagramm sehen wir die Position nach 62. … Kf3. Wohin zieht nun der weiße König? Eine der beiden Möglichkeiten führt zum Remis.
Welche das ist, bleibt dem Leser überlassen. Leider spielte Vladimir die andere.


Fazit:    
Alles in allem können wir wieder zufrieden sein. Dieses Mal ist das 4:4 aber eher für den Gegner schmeichelhaft gewesen, wie man an den Partiebeispielen sieht.

Burkhard Zühlke (Mannschaftsführer)

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