Mission Bezirk

So ein schachliches Sommerloch geht schneller vorbei, als man schauen kann und schon befinden wir uns in der neuen Spielzeit. Auch die Kreisligen taten es am vergangenen Wochenende dem Bezirk gleich und legten den Grundstein zur Saison 2018/19.

Für unsere Zweite, die im Vorjahr souverän die Klasse gehalten hat, ist das Ziel klar definiert: der Bezirk braucht ein zweites (wollen wir genau sein dann "drittes") Fürther Team, so wir unsere Talente auf lange Sicht richtig fördern wollen!

So verstärken uns mit Stefan & Wilfried zwei Topscorer aus der Ersten und mit Hans, Burkhard & Christian kommt gar Bayernligaerfahrung ins Spiel! Die Mannschaft komplettieren Kadir, Daniel & die schreibende Hand Fabian, so dass wir an Startrang zwei ins Schachjahr gehen.

Einzig die umformierte Zweite aus Forchheim ist mit 1875 im Schnitt noch ein paar Zähler gewichtiger, doch hier kommt es erst am neunten Spieltag zum großen Ringen.

 

Genug der vorschweifenden Worte, so wollen wir uns in das aktuelle Geschehen begeben.

Für den ersten Wettkampf brachen wir bereits um 18:00 Uhr aus unserm Lager im St.Heinrich auf, um mit Peter W. & Nikolaus Ersatzgestärkt in die tiefsten Gefilde der Fränkischen Schweiz einzudringen.

Dank guter zeitlicher Planung kamen wir in Tüchersfeld entspannt an und wurden inklusive Geburtstagstorte zudem herzlich von den Pottensteiner Schachfreunden begrüßt.

Ein Blick auf den Meldezettel brachte dann mal wieder eines zum tragen - "Kreisliga" und "Vorbereitung" sind zwei Worte, die so gut wie nie in Einklang zu bringen sind. Auch wenn man es sich mit Blick auf die letzten Jahre durchaus hätte denken können, dass unser Gastgeber kaum komplett aufläuft, so überraschte ein komplettes Fehlen der ersten drei Bretter dann doch etwas.

Nun gut - ein Punkteplus von fast 200 stand nun auf der Wage und dieses sollte auch alsbald ins Gewicht fallen!

Während es an den Brettern zwei bis vier ruhig in die Eröffnung ging, wurde an Brett eins die Eröffnungsphase fast durchgeblitzt. Kapitän Wilfried an fünf hatte es mit einer eher ungewöhnlichen Zugfolge zu tun, so dass der Pirc-/Modernversuch irgendwann CaroKannmäßig anmutete. Hier holten allerdings beide Seiten nichts aus dem Verlauf heraus, so dass ein Blick aufs Nachbarbrett lohnte.

Unser Jugendtalent Daniel spielte munter auf und übernahm früh das Zepter, was ihm schon im Mittelspiel einen Mehrbauern einbrachte. Bekanntermaßen gewinnt man Wettkämpfe in den Kreisligen ja an den hinteren Brettern und so spielte unser Ersatz auch munter auf.

Zumindest war Peter früh in genau seinem Spiel-/Stellungstyp und er brachte ein Paradebeispiel an Figurenzusammenspiel aufs Brett. Das war, mit Logenblick auf die Torte, allererste Sahne und man merkte unserer Verstärkung aus der Dritten den Spaß am Spiel an. An Brett acht agierte Nikolaus in bekannten Eröffnungsbereichen, abseits der Theorie. Alles nicht schlimm, auch wenn das Spiel früh zu verflachen drohte. Erst in der Analyse vor Ort zeigte sich, dass in genau diesem Übergang ins Endspiel der Gegner in die Königsstellung mit mindestens Dauerschach (wir müssen hier ein paar einzige Züge finden) opfern hätte können. Dies unterließ er, und wählte lieber ein Doppelturmläuferendspiel mit ein wenig mehr an Aktivität.

Weiß am Zug

Da ich Peters Stellung nicht genau im Kopf habe, die obige von Brett eins, welche vom Dominanzfaktor der starken Felder und Figuren vergleichbar war (auch wenn an Brett 7 das Zusammenspiel noch hübscher war).

Bei mir geschah hier 17. Dd3 und Schwarz hat bereits Schwierigkeiten, sich vernünftig zu bewegen und irgendwann will auch der König weg, weshalb hier sogleich die Rochade gewählt wurde. Es musste somit nur ein Weg gefunden werden hier Zählbares herauszuholen!

Beruhigend ist es dann doch, wenn man einmal über die Schulter blickt und sich in etwa zeitgleich Peter & Daniel ihr verdientes Stück Siegertorte abholen. Was war geschehen? Denn war doch erst gerade eben die dritte Stunde eingeläutet...

An Brett sieben wirbelte Peter mit Springern, Läufer und Dame im gegnerischen Lager umher und als dann auch noch die Türme über die offenen e-und d-Linie dem im Zentrum festhängenden König zu Leibe rücken wollten, war dies zu viel und die Partie konnte nur noch unter gewaltigem Materialverlust weitergeführt werden, was sich der Gegner nicht mehr zeigen ließ. 1:0

Ein Brett weiter spielte Daniel konzentriert, aktiv und fraß auf dem Weg ins große (D+TT) Schwerfigurenendspiel noch den ein oder anderen Bauern. Immer bedacht im Notfall rechtzeitig mit der Dame dem Göttergatten zur Hilfe herbei zu eilen, tauschte sich noch ein Turmpaar. Ein weiterer Bauer fiel und anstatt nun einfach die Damen zu tauschen, spielte Daniel frech auf Matt was die Dame kostete - im folgenden Dame vs. Turmendspiel ließ er dann nichts mehr zu, so dass am Ende ein sehr solider Punkt zu Buche stand! 2:0

Was ist besser als so ein Doppelschlag?! Genau, ein Hattrick!!

An Brett eins waren die Figuren nun zum finalen Schlag (18.Sc2 Lf8 19.a4 Sa7 20.axb5 Sxb5 21.Sa3 c6 22.Sxb5 cxSb5 23.Th2 Kb7 24.Tha2 Ta7) umpositioniert:

Weiß am Zug

25.Dxb5! beendet hier sofort die Partie, da auch die Annahme des "Damenopfers" nach 25...axb5 26.Txa8 nur Weiß Spiel lässt und es der schwarzen Dame sogleich an den Kragen (Thema Fluchtfelder) geht. Nach dem Textzug 25...Kc7 ist nach zwei weiteren Zügen gar das Matt zum greifen nahe. 3:0

So lässt sich in eine neue Saison starten und die 82er hatten noch nicht genug.

Denn so langsam erhielt auch Wilfried, der heute keine Geburtstagsgeschenke zu verteilen hatte, die Oberhand in einer lange Zeit unklaren Partie. Ausgangs der Eröffnungsphase stellte sein Gegenüber den b7-Bauern als vergifteten dar. Wir schnappten uns diesen und behielten diesmal recht, denn der Bauer reihte sich nicht in seine berühmte Gefolgschaft (zumeist zwar eher am gegenüberliegenden Ufer auf b2 anzutreffen, aber auch in schwarzen Reihen kamen diese erfolgreich vor) ein und daher wurde aus einem Gift, ja doch ein Geschenk!

Wilfried nahms gerne mit, zog sich mit der gefräßigen Dame schnellstens wieder zurück und harrte da der Dinge die da kommen mochten.

Ein Zauberer wäre ein schlechter Zauberer, würde er seine Tricks verraten. Und so will ich gar nicht hinterfragen wie es Nikolaus wieder hinbrachte aus einem schlechteren Endspiel, ein Mehrbauernendspiel herauszubekommen, um schließlich dieses remisliche Abspiel:

dann gar noch zu gewinnen. Wir nehmen es einfach so hin, stellen keine Fragen und ziehen den Hut und zitieren den Meister selbst "ich hab 2:0 gewonnen! :-D" (zur Erklärung: kurz nach Partiebeginn meldete sich in einer entfernten Jackentasche ein elektronisches Gerät) belassen wir es mal bei der Hälfte und notieren nach etwa zweieindreiviertel Stunden die 4:0 Führung!

Das sah sehr gut aus, und es blieb an sich nur die Frage, wer das dünne Seil zum Auftaktsieg durchschneidet.

Burkhard hatte sich von seinem jungen Gegenüber (1701) ziemlich anspringen lassen, doch die offene h-Linie ließ unseren Neuzugang aus der Landesliga nicht erschaudern und so parierte er die Drohungen mit Bravour. Ein Mehrbauer, der an sich gesund schien, war der Mühen Lohn.

An Brett drei haben wir mit Christian H. einen Spieler, der gleichermaßen für sehr interessantes Schach, wie auch für absolute Zeitnot bekannt ist, sitzen. Am heutigen Tage wollte er gleich zu Beginn mal von beidem etwas zeigen - so macht Kiebitzen Spaß, dankeschön!

Stefan sorgte noch im vergangen Jahr dafür, dass der Aufstieg in die höchste Klasse des Bezirkes am Ende so eine lockere Nummer wurde. Auch im Kreis kam sein solides Spiel zum tragen, und als wir hier am Vormarsch waren, setzte der Anziehende einen entscheidenden Konter an, der den vermeintlichen Vorteil zunichte machte. Nicht so schlimm, wenn es Alternativen gibt und da stand doch ein Bäuerlein auf b2 so unbeschützt umher. Nur wenn wir uns Wilfrieds Geschichte zu solchen Bauern ins Gedächtnis rufen, dann mag hier Gift eine Rolle spielen... kurz nach dem Schlagen setzte es so ein Remisangebot, was eine lange Rechenphase nach sich zog.

Hmm, immer noch wurde der siegbringende Punkt vermisst und wie es sich dann gehört, stand Wilfried hierfür als Kapitän höchstpersönlich ein.

Als sich dort nämlich das Mittelspielgewühl lichtete, stand unser König unangreifbar in der Bauernburg und selbst konnten wir dem schwarzen Gegenüber stark zu Leibe rücken. In der Folge brachte dies einen Läufer ein, was bei nur noch verbliebenem Material von Dame & Läufer vs. Dame und je etliche Bauern, meist ausreichend ist.

So auch diesmal, und Wilfried fand zudem einen schönen Damenfang-/oder Mattweg! 5:0

Und nun hatte auch Stefan genug - es gab leider keinen vernünftigen Weg mehr mit der Dame den Turmdrohungen auszuweichen und so mussten wir trotz zweier Mehrbauern in den halben Ehrenpunkt einwilligen. 5,5:0,5

 

Jetzt war es an Christian einen wunderschönen Schlußpunkt unter den Wettkampf zu setzen, und wie eiskalt (und gut rechnend) er diesen setzte, war einfach bärenstark!

Materialopfer, hängende Figuren, eine Dame im Chaos und potentiell böse Abzüge auf den eigenen König störten ihn nicht und so setzten wir den Mattzug auch bei unter drei Minuten (für rund zehn Züge) einfach fort. Die nachmitternächtliche St.Heinrich-Analyse zeigte dann auch, dass alles sauber berechnet und bis zum Ende gespielt war! 6,5:0,5

Wer die weiteste Reise, die im Kreis Nord möglich ist, auf sich nimmt, der ist dann auch froh wenn er bereits um 23:00 Uhr in die Heimat blicken kann.

Daher zögerte Burkhard nur wenige Sekunden und vereinbarte trotz Mehrbauern (aber wohl leicht besserem Figurenspiel des Gastgebers) ein Remis zum friedlichen Abschluß! 7:1

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SC Pottenstein 1          DWZ   1 - 7   SG 1882 Fürth 2         DWZ
------------------------------------------------------------------- 1 Anderson, Ricky        1742   0 - 1   Eber, Fabian           2128
2 Köhler, Dominik        1701   ½ - ½   Zühlke, Burkhard, Dr.  1904
3 Krellner, Martin       1607   0 - 1   Humphreys, Christian   1905
4 Hofer, Siegfried       1529   ½ - ½   Walter, Stefan         1867
5 Wunderlich, Stephan    1520   0 - 1   Schulz, Wilfried       1811
6 Spätling, Georg        1500   0 - 1   Vu, Daniel             1545
7 Tiefenböck, Stefan     1493   0 - 1   Weißmann, Peter        1658
8 Vallerry, Roland       ----   0 - 1   Sawitzki, Nikolaus     1697
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                          1584                                 1814
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Gut gelaunt und mit der Tabellenführung im Gepäck ging es somit noch mal ins St.Heinrich, wo wir der Vierten & Fünften allerdings nur noch beim Zusammenpacken der Figuren zusehen durften.

Mitfavorit Forchheim 2 ließ sich auch nicht lumpen und fegte Herzogenaurach mal mit 6:2 hinweg.

Für uns geht es am 9.11. daheim gegen die SG Wilhermsdorf/Langenzenn im Rahmen unseres Großkampftages (2-4 daheim und die Fünfte auswärts) weiter.

 

Fabian Eber

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