SK Herzogenaurach - SG 1882 Fürth 2. Jugend 3,5-0,5

Am Samstag fand unser 1. Jugendwettkampf der Saison in der Bezirksliga 1 statt. Es begann die 2. Jugend, die in Herzogenaurach antreten durfte. Nach einigen Absagen hatte ich eine spielfreudige Mannschaft zusammen, die ich dann auch pünktlich am Abfahrtsort einsammelte.
Natürlich hatte es über Nacht geschneit und auch am Spieltag kam unaufhörlich die weiße Pracht vom Himmel.
Im Spiellokal schneite es nicht, dort lief es folgendermaßen:

Brett 4:
Lucas Gegner brachte das klassische Königsgambit aufs Brett und versuchte Raumvorteil mit Angriffsschach zu verbinden.
Nachdem zunächst keine größeren Probleme auftauchten, verlor Luca die Übersicht und gab Material ab.
Ein Minus von Qualität und 3 Bauern waren zuviel und deshalb konnten weitere Drohungen nur schwerlich abgewehrt werden.
Der junge Herzogenauracher, der ebenso wie Luca noch keine DWZ besitzt, spielte dann kraftvoll weiter und gewann.

1-0

Brett 3:
Seymen musste gegen eine "Sicilian-Trap" antreten, die nach 2 Zügen angeboten wird. (e4-c5 Sf3 a6!?). Seymen spielte mit Sc3 einen
soliden Gegenzug und kam mit dem Läuferpaar aus der Eröffnung gut heraus. Als ein erster Mattversuch abgewehrt wird, tauscht
Seymen einen seiner starken Läufer ohne Not ab. Aus unersichtichen Gründen geht im Schneegestöber eine Figur verloren.  Dann werden die
Damen getauscht und Seymen kann faktisch aufgeben. Sein Gegner findet aber noch ein brilliantes Läuferschach, bei dem er 2 Türme für einen
Läufer gewinnt, bevor Semen das Handtuch wirft.

2-0

Brett 2:
Christinas Eröffnung stellt ihren Gegner vor wenig Probleme. Dennoch kommt Christina gut in die Partie. Durch eine langfristige Fesselung werden die Nerven und die Rechenfähigkeiten aller Spieler und Kiebitze auf die Probe gestellt. Beinahe verliert Christina Material, kann aber unter Berücksichtigung einiger Felderschwächen die Remisbreite halten. Nun versuchen beide den gegnerischen König zu attackieren. Jedoch kann von beiden Seiten nicht genug Druck aufgebaut werden, und so nimmt Christina das Remisangebot nach Rücksprache an.

2,5-0,5

Brett 1:
Benjamin, mit den weißen Steinen, und sein Gegner lassen sich in der Russischen Eröffnung auf einen Doppelschlag ein (e4-e5 Sf3-Sf6 Sxe4 Sxe5?!) bei dem die Symmetrie nicht der ausschlaggebende Faktor ist. Stellung nach 9...Lc8-e6



Hier findet Stockfish bereits einen Vorsprung von über 3 Punkten. 2 Varianten belegen dies:
1. 10.Sc3! Df7 11.Sxe4 fxe4 12.Lxe4 und die Drohungen auf der e-Linie (d5 oder Ld5) könnten zwar abgewehrt werden, nicht aber die Bonusdrohung Lxb7.
2. 10.Lxe4 sofortige Opfer mit Rückgewinn fxe4 11.Txe4 und die Drohung d5 ist kaum abzuwehren, da c6 mit c4 beantwortet wird.
Benjamin spielte hier 10.Lf1?! worauf nur ein kleiner Vorteil (0,9) übrig bleibt.
Bald folgen heterogene Rochaden und die Angriffswellen laufen. Stellung nach 18...Lc5-d6



Schwarz droht Matt und Weiß kann dies auf zwei verschiedene Arten decken.
Deutlicher Vorsprung versprach der Zug 19.f4! den Stockfish mit +5,6 angibt. Nach exf6 e.p. stünde die schwarze Dame im Abzug des Läufers. Sollte Schwarz mit Df6 ausweichen, kommt der einfache Zug Lg5 mit Qualitätsgewinn.
Wenn sich die Dame nach 19.f4! gleich nach e8 zurückzieht folgt 20.c5  Le7? (menschlicher Zug) 21.d6 und Stockfish erhöht sein Angebot auf 8,5 für Weiß, da nach 21...cxd6 bereits mit 22.c6! die schwarze Stellung mit Trümmerbruch auf Intensivstation müsste.
Benjamin zog stattdessen 19.g3 was natürlich in Kürze mit h4 bestraft wird. Kurze Zeit später Stellung nach 21...c7xd6



Noch immer steht Weiß klar auf Gewinn! Mit 22.b5 a5? 23.Sc6!! ist Schwarz ebenso ratlos wie nach 22.b5 h4 23.bxa6.
Auch der Vorbereitungszug 22.Tab1 mit der Idee b5 ist hier trotz Zeitverlust noch gut spielbar.
Benjamin spielte hier 22.Tad1? und Schwarz begann nun mit h4 seinen Angriff, der nur mit dem erneuten b5!! (einziger guter Zug) widerlegt werden konnte. Stellung nach 26...Se5-g4



Schwarz hatte den Sieg bereits ein paar Mal verpasst und spielte nun den Zug Sg4, der die schwarze Dame überdeckt und so droht als erstes fxe4
Ob Weiß dies nicht gesehen hat oder ob er in Zeitnot Angst vor Txh2 hatte ist nicht überliefert. Mit 27.Te2 gibt Stockfish hier ein 0,00.
Benjamin spielte 27.h3?? worauf sein Gegner das Scheinopfer 27...Txh3 gehabt hätte, da der Turm wegen Matt in 4 nicht zu nehmen ist.
Aber sein Gegner nahm nun mit 27...fxe4 den Turm und Benjamin den Springer 28.Dxg4. Kurze Zeit später ging weiteres Material über den Jordan.

3,5-0,5

Fazit:
Trotz guter Ansätze wurde hier das Minimalziel verpasst. Einigen fehlt die Spielpraxis und so konnten die teilweise guten Stellungen nicht in Punkte verwandelt werden. Unter diesem Aspekt bekamen wir eine Lehrstunde, die wir kostenlos genießen durften. Hier zitiere ich gerne den Songtitel von John McCormack von 1912 (natürlich aus dem Zusammenhang gerissen):
Its a Long Way to Tipperary !

Wolfgang Heimrath

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