Am 2. und 3. Spieltag der Jugendbezirksliga 1 durften wir im St. Heinrich spielen. Die Heinrichsklause wurde am Freitag schon genutzt und so konnten wir bereits am Vorabend die Bretter aufbauen. Als Gegner kamen die beiden Teams vom SC Erlangen.
SC Erlangen 3. Jugend - SG 1882 Fürth 2. Jugend 1-3
Brett 2:
Niko spielt Paulsen. Nach dem üblichen Zug f4, stemmt sich Niko mit e5 dagegen. Drei Züge später will Niko auch noch den typischen Befreiungszug d5 spielen, aber das war zu früh: Diagramm nach 17.e5xd4
Schwarz ist unterentwickelt und Stockfish gewinnt bereits mit 18.Lxd4 0-0-0 (Der König muss weg aus der Mitte, 18...Dxd5 geht nicht wegen
19.Te1 Le7 20.Le4!) 19.c4 Kb8 20.Lg1 und der Vorteil beträgt 4,77.
Auch 18.Lf4 Dd7 19.De1 Kd8 20.Da5 Kc8 gewinnt.
Weiß spielte aber 18.Lf2, womit der Vorteil auf +1,50 schrumpft. Bald wandert Niko in einem Minenfeld mit dem fast nackten König.
Nach einigen Schachgeboten steht die Entscheidung kurz bevor: Diagramm nach 33.Dd5-d4
Schwarz sollte hier Kb7 oder Kc8 spielen, konnte aber nach dem Textzug 33...f6 sofort aufgeben, da 34.Da7 die Dame kostet. Weiß hatte aber nach starkem Beginn die Übersicht verloren und zog 34.Dc3?! Trotz guter Stellung bot Weiß nach 5 weiteren Damenzügen remis an, was Niko nach Rücksprache annahm.
0,5-0,5
Brett 4:
Dennis verliert in folgender Stellung Bauer und Rochade: Diagramm nach 5.Sc3-b5
Dennis zog 5...Ld6? und kam nach 6.Lxd6 cxd6 7.Sxd6 Ke7 ins Hintertreffen. Mit 8.Sxc8 wäre der Vorteil deutlich gewesen.
Weiß zog aber 8.Sb5 und so kam Dennis wieder ins Spiel zurück.
Mit zwei einfachen Zügen in Folge : 5...Lb4 6.c3 La5 wäre Schwarz sogar besser gestanden.
Kurze Zeit später: Stellung nach 14...b7-b5
Hier sollte Weiß mit 15.a4 Schwarz einen positionellen Präventivschlag versetzen. Stattdessen zog er 15.Se5 und ließ sich einen zweiten Doppelbauern verpassen. Dennis griff zu. Für eine lange Zeit war die Partie nun ausgeglichen. Als Weiß den g2-Bauern ohne Not hergibt, dringt Dennis in die Stellung ein und gewinnt einen Läufer. Der Rest war bald erledigt.
1,5-0,5
Brett 3:
Benno spielt gegen die Möller-Variante im Spanier. Mit dem Ausweichzug Kh1 gewinnt er einen Bauern. Sein Springer nimmt zwar den falschen Bus, dies hat aber keine negativen Nebenwirkungen. Die zweite Chance auf einen Fehler bringt den 2. Bauern. Einen Schimmel gibt es gratis dazu. Bald gibt sein Gegner wegen des erdrückenden Materialnachteils auf.
2,5-0,5
Brett 1:
Marc spielt Englisch. Sein Gegner spielte eine Variante die ich vor 42 Jahren zuletzt am Brett hatte. Ein Deja-Vu sozusagen.
Gegen Andreas Link (heute Zabo-Nürnberg) wurde ich mit 8.d4 zerlegt. Stockfish findet diesen Zug klar am stärksten und bewertet ihn mit +0,77. Marc spielte aber den zahmeren Zug d3 und holt sich dann das Läuferpaar. Dieses gibt er grundlos wieder zurück, durch eine Tauschaktion die nur Schwarz begünstigt. Ein scheinbar guter Zug bringt Ausgleich, doch Stockfish fällt nicht darauf herein. Eine Zugwiederholung nutzen beide für eine Einigung.
3-1
Fazit:
Ein glücklicher Sieg. Nico war platt und Dennis stand nach der Eröffnung auf Verlust. Am Nachmittag wartete aber die auf dem Papier bessere Erlanger Mannschaft. Vorher ging's aber noch zum Italiener gegenüber, der mir am Ende mein Getränk nicht berechnete. Vielleicht freute er sich darüber, dass ich überraschend mit 10 Kids auftauchte und den Umsatz ankurbelte.
SG 1882 Fürth 2. Jugend - SC Erlangen 2. Jugend 3,5-0,5
Brett 4:
Dennis' Gegner spielte Spanisch mit Sge7, eine seltene Variante, die aber gut spielbar ist. Als Dennis einen Trick versucht, kommt es zu folgender Stellung: Diagramm nach 14.e4xd5
Schwarz muss hier mit 14...Sa5 dem möglichen Abzugschach den Zahn ziehen. Folgende Varianten sind möglich:
15.d6 Sxb3 16.dxe7 Dxe7 17.axb3 Dxg5 (-0,44)
15.Sge4 Sxb3 16.axb3 Sxd5 (-0,06)
15.Se6 Lxe6 16.dxe6 Sxb3 17.axb3 Dc8 (+0,50)
15.Sgf3 Sxb3 16.axb3 Lg4 (+0,49)
Schwarz fand den Zug Sa5 nicht und spielte 14...hxg5 15.dxc6 Kh7 16.cxd7 und mit (+5,90) war das Ende nah.
1-0
Brett 3:
Bennos Sizilianer war früh auf dem Nebengleis. Bald konnte er Ausgleich erzielen, verweigerte aber mit Sa5 die Rochade. Nach 14...b5 kam es zu folgender Stellung:
Weiß hatte sich gut aufgebaut, Mut mit der langen Rochade bewiesen und stand laut Stockfish mit dem Zug 15.e5! mit +2,09 klar besser.
Interessant auch der 2.beste Zug 15.Sd5! Ein Scheinopfer, das nach 15.exd5 exd5 16.0-0 (Der Springer kann schlecht wegziehen, wegen d6) zu Fehlern verleiten kann. Mindestens 7 andere Züge hätten ebenfalls für Weiß Vorteil erbracht.
Weiß spielte aber 15.Dg3?? und musste nach 15...Sh5 den Läufer auf f4 geben, da er nach 16.De3 Sxf4 wegen Damenverlust nicht auf f4 zurücknehmen kann. Als eine weitere Qualität verloren geht gibt Weiß auf.
2-0
Brett 1:
Marc spielt gegen Lisa. In der Aljechin-Eröffnung gibt es viele spannende Abspiele. Lisa lehnt aber mit Sc3 die Jagdvarianten ab. Bald wird die Dame getauscht und die Partie verflacht. Nach einer Zugwiederholung wird Remis gegeben.
2,5-0,5
Brett 2:
Nikos Gegner spielt das beschleunigte Fianchetto-System im Sizilianer. Stockfish ist da radikal und würde sofort auf c6 die Springer tauschen und dann Lc4 spielen. Hier die Stellung für alle Freunde dieser Eröffnung:
Nico spielte hier g3?!, worauf d5 folgte.
Weiß sollte stattdessen Sxc6 bxc6 und e5 spielen. Danach gibt es 2 Hauptvarianten:
8...Sg8 9.f4 Sh6 oder f6!?
8...Sd5 9.Sxd5 exd5 10.Dxd5 Tb8 11.Lxa7 Txb2 12.Ld4 Txc2 13.Ld3 Tc6 (Diagramm)
Stellung nach 20.c2-c4
Schwarz sollte hier mit 20...Lc6 eingestehen, dass seine letzten beiden Läuferzüge (Lc4-Lb5) nicht gut waren.
Er spielte aber: 20...Tac8? 21.Sxe6 fxe6 22.cxb5 Kf7 und Weiß hat bereits mit +2,23 gute Gewinnaussichten.
Nach einigen Scharmützeln hatte Niko 2 verbundene Freibauern am Damenflügel gegen einen starken Mittelbauer.
Zudem war der Läufer dem Springer klar überlegen.
Stellung nach 33.Kg1-f2?
Mit 33.Lf1 hätte Weiß nun den Freibauer gut stoppen können. Stockfish ist ein großer Endspielkünstler und sagt , dass Schwarz mit
33...d3 auf Ausgleich steht. Auf 34.Ke3 würde 34...e4 folgen. Egal was Weiß dann spielt, die Aussichten sind remislich.
Zum Beispiel würde auf 35.fxe4 Sxe4 folgen und der d3-Bauer kann zwar geschlagen werden, kostet aber mit Sf2 den Läufer.
Stockfish bietet 35.Tc5 oder 35.a4 als beste Möglichkeiten an.
Schwarz zog in Diagrammstellung den aktiven Turmzug 33...Tc7, den Stockfish aber mit Txe5 widerlegt. Niko spielte allerdings Lf1 und nun hätte Schwarz wieder Ausgleich haben können, aber er versäumte nach 2 Turmzügen den Remisweg.
3,5-0,5
Fazit:
Gegen die "Zweite" von Erlangen lief es besser. Nur Marc musste sich mit einem Remis zufrieden geben. Nach 3 Spieltagen sind wir verlustpunktfrei an der Tabellenspitze und freuen uns auf die nächsten beiden Gegner am 25.01.2020 Der SK Neumarkt 2 kämpft gegen den Abstieg und der SK Schwanstetten bei dem zwei ehemalige SG-ler, Tristan und Arnold Stohl an den Spitzenbrettern spielen, liegt mit 5-1 Punkten auf Platz 2.
Wolfgang Heimrath