Mannschaftspokal Mittelfranken 2017/18

Halbfinale SG-Fürth – SC Erlangen 1:3

Bezirksliga gegen 2. Bundesliga; na ja, Bezirksliga 2… Fünf Klassen Unterschied. Da fragt sich der geneigte Leser: Was soll der Unfug? Und ergänzt: Spart Euch doch die Zeit!

Und, ja, das 1:3 klingt eindeutig, wobei eigentlich alles abseits eines 0:4 schon eine Überraschung gewesen wäre.

War es aber nicht! Es war hauchdünn. Doch der Reihe nach:

Wir hatten die stärkste Mannschaft am Brett, zumindest von den Spielern, die Lust auf 2. Bundesliga hatten. Und wir hatten uns geschworen zu kämpfen, nämlich so zu kämpfen, dass wir als Team eine Chance haben würden. Das klingt vermessen, aber das Gemisch aus Erfahrung (Oberliga/Landesliga) und Talent sowie jugendlichem Elan, das wir an die Bretter brachten, gepaart mit einer möglichen Unterschätzung unseres Teams seitens der Erlanger, sollten eine Sensation möglich machen. Der Schiedsrichter sprach zum Beginn des Doppelwettkampfes zweimal Fürth (je Bezirksliga 2) gegen Erlangen und Forchheim (ja 2. Bundesliga) von gleich starken Gegnern, was allgemein für kurze Erheiterung sorgte. Möglicherweise hatte er es unterlassen einen Blick auf die DWZ-Liste und/oder Ligazugehörigkeit zu werfen: im Schnitt bei uns 1955 : 2217; bei SF Fürth – Forchheim 1745 : 2094.

Die Erlanger nahmen uns zumindest halbwegs ernst. Sie schonten ihre nominellen Bretter 1 und 3 erst einmal, die später zum Finale am Nachmittag auffuhren (ach ja, es hätte das Spiel um Platz 3 werden können…). Aber die Bretter 2, 4 und 7 eines Zweitligateams, ergänzt um Brett 2 der Regionalligamannschaft (immer noch zwei Klassen über uns) sollten doch reichen. Diese Vermutung schien sich zunächst auch zu bestätigen: Im „Walter-Duell“ Stefan gegen Thomas an Brett 4 geriet unser Stefan Walter in eine schlechte Struktur mit einem passiven Lc8. Stefan konnte zwar irgendwann die Leichtfiguren vom Brett bringen, an der schlechten passiven Stellung änderte das aber nichts; das sah unschön aus. Bei mir an Brett 2 wurden die Eröffnungszüge runtergeblitzt, was oftmals schlecht ist. Vor allem, wenn man, wie das bei mir geschah, zwar noch weiß, daß das Scheinopfer 19.Sf4 der beste Zug ist, dann aber vergisst warum und sich in Tagträumereien mit Mattideen auf der langen Diagonalen verliert. Zusammen mit einem blinden Fleck (ein dummes Grundreihenmatt in meinem Lager) führte das geradewegs zu einer Stellung mit Minusbauern und gefährdetem König. Statt, wie angepeilt, solide auf Gewinn spielen zu können, musste ich nach zwei Stunden und 25 Zügen sehen, daß ich den Laden zusammenhalte. Ein scheinbar unlösbares Problem. Zum Glück entdeckte mein Gegner die Keule 25…,Lc1 (Engine, was sonst…) nicht.

Und sonst? Ganz OK! Norbert an Brett 3 hatte eine solide Stellung auf dem Brett, die eigentlich nie außerhalb der Remisbreite war. Ediz, der am Spitzenbrett gegen den FM Eduard Miller spielen durfte, baute sich gegen Sf3/g3/d4 mit Schwarz erst solide mit d5 und dann ambitioniert mit nachfolgendem f5 auf. Die Stellung schien mir zunächst etwas schlechter, aber klar in der Remisbreite zu sein.

Nach knapp vier Stunden musste Stefan an Brett 4 die Segel streichen; 0:1. Inzwischen hatte mein Gegner Damentausch zugelassen, was ihm einen Doppelbauern verpaßte und im Grunde alle Gewinnchancen für ihn zunichte machte. Ich konnte in ein totremisiges Bauernendspiel abwickeln, wobei ich unterwegs den schwarzen Mehrbauer auf f2 einsammeln konnte. Mein Gegner schaute noch lange hinein, hätte sich durch unbedachte Aktionen aber nur selbst auf die Verliererstraße bringen können. Mit nur noch 50 Sekunden auf der Uhr gegen eine gute halbe Stunde bei mir sah er es ein und willigte in die Punkteteilung ein. 0,5:1,5.

Und plötzlich es schaute gut aus! Bei Norbert an 3 war inzwischen ein totremisliches Doppelläuferendspiel entstanden, das eine Seite eigentlich nur noch durch einen gepflegten Selbstmord verlieren konnte. Ediz hatte derweil ein paar Figuren inklusive Damen vom Brett bekommen und ein gewinnträchtiges Endspiel mit Raumvorteil gegen einen schlechten Läufer auf dem Brett. Auf ihm ruhten unsere Hoffnungen. Ein 2:2 hätte uns wegen eines Gewinns am höheren Brett ins Endspiel gebracht.

Ediz spielte den FM nun einfach stark aus und verdichtete seinen Vorteil langsam zur Gewinnstellung; eine Klasseleistung! Dummerweise lief ihm dabei die Zeit davon und ohne Inkrement (Modus: 2 Stunden / 40 Züge + 30 Minuten / Rest) konnte dadurch noch etwas passieren. Norbert musste unterdessen einfach nur stillhalten. Das tat er leider nicht; in beiderseits hochgradiger Zeitnot unternahm er anscheinend einen Gewinnversuch, indem er mit seinem König in das gegnerische Lager einbrach. Normalerweise eine gute Idee; hier nicht, da er sich in einem Mattnetz verfing. Das war bitter und entschied den Tag vorzeitig. 0,5:2,5.

So war es am Ende nur noch für Ediz persönlich schade, dass er in beidseits höchster Zeitnot den inzwischen klaren Gewinn verdarb und am Ende mit Bauer gegen Springer bei 5 Sekunden gegen 7 Sekunden Restbedenkzeit (ja, ohne Inkrement…) übrigblieb. Hier hätte Ediz eigentlich Remis anbieten oder technisches Remis reklamieren können. Einfach die Uhr anzuhalten und die Partie für remis zu erklären, war jedoch nicht OK. Nach ein paar hitzigen Diskussionen willigte Eduard Miller dann aber doch in das letztlich faire Resultat ein. Ich habe den Erlangern versprochen, daß wir das mit dem Remis noch üben… Was bleibt? Etwas Wehmut wegen der verpaßten Chancen, aber auch eine gehörige Portion Stolz auf diese Mannschaftsleistung und unsere Glückwünsche an Erlangen. Wir haben einem Zweitligateam alles abverlangt.

Mannschaftspokal Mittelfranken 2017/18, Spiel um Platz 3

SG-Fürth – SF Fürth 3,5:0,5

Das Spiel um die „Goldene Ananas“, das eigentlich keiner haben will, fand statt. In der Ausschreibung stand davon nichts, aber nachdem der Spielleiter in seinen Mails von diesem kleinen Finale schrieb, haben wir uns mit den Schachfreunden darauf geeinigt es auch auszuspielen.

Nur kurz zum Geschehen, da die Luft eigentlich raus war:

Stefan an Brett 4 spielte solide remis.

Norbert an Brett 3 spielte unsolide, sein Gegner war aber so freundlich eine Figur einzustellen.

Ediz an Brett 1 zeigte sich unbeeindruckt und der verpaßten Chance am Vormittag. Er opferte eine Figur, was ich beim Blick von der Seite nicht verstand, aber anscheinend eine tolle Sache war. Jedenfalls bekam der die Figur mit Mehrbauern + weiterem Angriff zurück. Bald darauf sah es sein Gegner ein…

Mein Gegner an Brett 2 musste lange nichts einsehen. Ich kam überhaupt nicht in die Partie und stellte nach 10 Zügen fest, dass meine Figuren falsch stehen. Künstlerpech… Nach einer Reihe zweitbester Züge meines Gegners konnte ich das immerhin ändern und erhielt eine optisch sehr schöne Aufstellung. Nach einem zweitbesten Zug meinerseits verflüchtigte sich der gefühlte Vorteil aber wieder. Die Entscheidung fiel, als mein Gegner nach von mir abgelehntem Remisangebot netterweise übermütig wurde, eine Qualität opferte und eine ganze Figur hinterherschob. Durch ein paar genaue Züge konnte ich nachweisen dass das inkorrekt war und die letzte Partie des Abends gewinnen. Immerhin ein versöhnlicher Abschluss; wir haben den Ligakonkurrenten auch im Pokal auf Distanz gehalten.

geschrieben von Dieter Schubert, 12.02.2018

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