4. Platz bei der Bayerischen Blitz-Mannschafts-Meisterschaft

Spargel bringt uns Frankens Blitzspitze!

Endlich mal wieder ein Mannschaftswettbewerb, endlich wieder ein schachliches Teamgefühl, endlich wieder mitfiebern mit den Kollegen und auch endlich mal wieder taktische Finessen.

Auf all das hatten wir am Sonntag so richtig Lust und so war es keiner langen Überlegung wert zuzusagen, als der Bayerische Schachbund zur 1.online Blitzschachmannschaftsmeisterschaft aufrief.
Mit Ediz, Joseph und Lorenz schickten wir drei junge Blitzspezialisten ins Rennen, die durch die erfahrenen Blitzer Karl und Fabian homogen ergänzt wurden. Fünf Mann für vier Bretter?!
Richtig! Wir wollten es mit dem Meister Ottmar Hitzfeld halten. Rotation, Rotation, Rotation.

Unter den 33 teilnehmenden Vereinen (darunter 3 GM, 5 IM und 7 FM) war Franken mit 12 Vertretern stark dabei. An den Start gingen wir (2074) von Platz 12, während die Pole-Position fest in Hand des Münchner SC (2476) war.
Gefolgt vom Dauermeister FCB (2326) und dem Geheimfavoriten den SF Augsburg (2310). Danach war alles möglich und somit wurde als Ziel neben jeder Menge Spaß mal Platz drei ausgerufen!

Betrachten wir mal, wie wir uns auf dem Weg hin zur finalen 15ten Runde so schlugen:
Zum Auftakt ging es gleich zu unseren mittelfränkischen Freunden vom SC Heilsbronn (1848 *immer DWZ-Top4Wert), die stets blitzbegeistert sind. Ediz neutralisierte hier schnell deren gefährliches Spitzenbrett und beim Rest gab es einen Start nach Maß. 3,5:0,5
Gleich in Runde zwei setzte es dann die Paarung gegen Augsburg (2310) und schon fiel uns das Rotationsprinzip etwas auf die Füße. Oder bescherte Ediz nicht seine Traumpaarung mit einem der bayerischen hoffnungsvollsten Talente des schnellsten Spiels.
Gegen 2700er spielt man ja auch auf Lichess nicht ganz so häufig. Als Vergleich hatte unser Spitzenbrett zum Turniertag genau 2400. Seine Vertretung Fabian dachte sich dies auch, griff gewohnt an und nach einem unvorsichtigen Bauernzug war die Dame eingesperrt... bei Joseph, Lorenz und Karl lief es auch nicht viel besser, so dass wir uns klar geschlagen geben mussten.
Die SF Augsburg zogen übrigens sechs weitere 4:0 Erfolge an Land, so dass wir hier alles andere als die einzigen waren, die sich an diesem Brocken verschluckten. 0:4

Mund abputzen und weiter gehts! Im Blitz ist ja eh alles möglich und ein wechselhafter Verlauf nicht ungewöhnlich.

Gegen die SU Ebersberg-Grafing (1994) 2,5:1,5 und den SC Roter Turm Altstadt (2082) 3,5:0,5 kamen wir gleich solide zurück ins Turnier.
In Runde fünf trafen wir mit dem SC Gröbenzell (2219) auf den Setzlistenfünften, dem wir fast die Höchststrafe aufgebrummt hätten. Und "fast" auch nur deshalb weil man in so einer Stellung (Fabian im 42ten):


halt nicht für die Kunst spielen darf und das lange geplante Kh6?? mit Selbstmatt nach h4! (einziger Zug) einfach noch mal prüfen könnte.

Gut dass uns hier der 3:1 Erfolg eh nicht mehr zu nehmen war, was auch einer zuvor erzielten wunderhübschen Endstellung (c4-c3 war der letzte Zug) bei Ediz gegen FM Karsten Schuster (2271) zu verdanken war:


Spätestens jetzt war uns allen klar - hier geht heute richtig was! An der Spitze hatte gerade der MSC in Folge die SF Augsburg und dann die Bayern abgewatscht. Die Favoriten aufs Podest legten also keinen Fehlstart hin, wie es sonst im Blitz gerne mal üblich ist, doch noch konnten wir hier gut mithalten.
Gegen den TSV Trostberg (2086) legten Lorenz und Joseph vor, ehe Ediz in einem typischen 3+2 Finale auf Messers Schneide sich den nächsten FM-Skalp zum 3:1 einverleibte.

Münchner SC (2476) du kannst kommen!! Mannschaftsführer Fabian gesellte sich nach Doppelnull und Rotationsprinzip zu unserem Edelkiebitz Yellow in die Lounge und die beiden durften dann per Leinwand bestaunen, wie wir den haushohen Favoriten komplett an die Wand spielten!
Erst vermeldete Joseph dass er besser steht, kurz darauf Lorenz halbentsetzt dass er gerade die Dame von IM Max Berchtenbreiter (2539) fängt, während Ediz gegen GM Indjic (2580) im Gewusel der Strömung fischte und Karl gewohnt cool sein Ding durchzog.


Lorenz lässt der gegnerischen Damen nur noch wenig Raum, doch musste er dafür jede Menge Zeit (0.45 vs 2.42 noch) investieren. Am Ende leider der einzige Grund warum eine zwischenzeitliche -12 Stellung nicht zum Gewinn reichte. Schade und sehr ärgerlich, aber so ist Blitz nun mal.
Dennoch eine bärenstarke Partie, die zeigt welches Potential in unserer U25, die zur neuen Saison ein gewichtiger Teil von Erster und Zweiter sein wird, steckt!
Dass es hierbei die Mischung macht, zeigt uns nicht nur König Fussball. Nein, auch Schach ist hier als klassischer Mannschaftssport zu sehen und wie wichtig "Jungsenioren", gepaart mit deren älteren Genossen sind, zeigte sich heute abermals in perfekter Form!
Apropos "Senior" - einer pausiert und der andere nimmt einfach Mal in aller (positionellen) Ruhe den Mitzwanziger FM Andreas Ciolek (2255) auseinander.
Jetzt war es an Joseph seine gute Stellung gegen GM Sasa Martinovic (2529) auch in einen Sieg umzumünzen, was er auch souverän tat.
Die Sensation war bereits fix und da schmerzte es auch nicht weiter, dass Ediz ausgangs der Eröffnung die falsche Figur opferte und diesem Umstand dann im weiteren Verlauf Tribut zollen musste. Auch im Blitz lässt sich das ein GM selten nehmen.
2:2 also und um dies vorwegzunehmen - es sollte der einzige Punktverlust des Setzlistenersten bleiben! Unsere Kiebitze feierten die Jungs euphorisch & nebenher noch die Auslosungsfee, welche uns mit dem FCB (2329) weiter beschenkte.

Da lief es dann wie immer, was relativ kurz zusammengefasst ist. Wir stehen selten schlecht und gehen am Ende trotzdem immer leer aus. Einzig Fabian ließ sich nicht beirren und holte als schwatzgelber Urfranke den persönlich wichtigen Ehrenpunkt zum 1:3.
Kein Beinbruch & jetzt war eh erstmal Pause. Die Stimmung in der Mannschaft war super und wir konnten allesamt hochzufrieden in die zweite Halbzeit gehen!
Denn dass wir auf Platz vier überwintern, hätten uns wohl einige nicht zugetraut, zumal wir immer noch punktgleich mit dem Dritten (SF Augsburg) waren, deren Brettpunktekonto allerdings ein mörderisches Plus aufwies.

Wenn wir jetzt in Runde neun gegen Tarrasch München (2265) obsiegen, dann haben wir die Top5 durch und womöglich geht ja noch was gegen gleichstarke, bzw patzt das Team Vuckovic doch noch auf der Zielgeraden!?
Für diese Runde reicht an sich ein Zitat des Schreiberlings "ich stehe schlecht (ein Zug später) aber ich gewinne" aus. Es war eine Paarung, die geprägt von Kontern war.
Während sich Karl noch dachte, dass das ja nicht sein muss und das Gegenüber auch schlicht überspielt werden darf, setzte Ediz gegen GM Maksimenko (2417) alles auf eine Karte und musste erst in absoluter Zeitnot einen Bauernzug bereuen.
Joseph spielte mit dem Feuer, doch als er sich Frischluft verschaffen konnte, kippte er den Wassereimer gnadenlos im schönen Matt aus:


Während Fabian schlicht Dusel hatte dass der Gegner ein Zwischenschach übersah und daher nicht mit Mehrmaterial, sondern unangenehmen und am Ende tödlichen Springer + Läufer für nen Turm und Bauern konfrontiert war. 3:1 ein perfekter, wenn auch etwas holpriger Start in die Rückrunde!

Mit zwei Siegen über den Kronacher SK (2090) und den SK Kriegshaber (1992) machten wir gar noch eineinhalb Punkte auf die Schachfreunde gut! Geht da etwa noch was in Sachen Podest? MSC & FCB waren bereits enteilt.

In Runde zwölf bekamen wir es nun mit dem TV Tegernsee (2068) zu tun und besonnen uns auf die Waffe des psycholgisch gut getakteten Remis. In Persona griff KönigEdiz zur Schaukel, während Joseph und Lorenz gegen den "Ex-Mittelfranken" Thomas Walter (2084) die vollen Punkte beisteuerten.

Der knappe 2,5:1,5 Triumph kostete uns allerdings wieder den gerade reingeholten Brettpunktgewinn, da die Fuggerstädter nun gewaltig mit den Muskeln spielten und uns per vier Mal vier zu null zum Abschluss einzeln aus der Ferne die Kleeblätter ausrissen!
Glückwunsch hierzu und es hat echt mega Spaß gemacht mit euch lange Zeit heute Schritt zu halten und am Ende ist es dann klasse einfach anzuerkennen, dass auch gefühlte FMs den Wert von wahren Titelträgern haben und schlicht besser als klettende Königsbauern im Spagat des Lenzes sind!

Genug abgeschweift, standen doch noch drei Runden an und zumindest für eine davon hatten wir noch Luft. Auch gegen SC Bayerwald Regen/Zwiesel (1911) wurde die Psychologie des Remisangebotes angewandt und nach 2:0 Zwischenstand, bot Fabian selbiges in mittlerweile überzogener Stellung einfach mal an, was zur Teamfreude prompt angenommen wurde.
Am Ende gabs gar noch ein 3,5:0,5 weil Karls Gegner auf Zeit fiel.

Achso, das Monstrum Zeit gab's heute ja auch noch. Und wie es hier so Usus ist, kommt dies immer zum unpassendsten Zeitpunkt aus der See. In Runde 14 gegen den SK Freising (2049) erwischte es also den Kapitän, der beim Stand von 1:2 mehr als unnötig das Schiff gegen den zeitlichen Eisberg fuhr.


statt zu ziehen, das Matt zu suchen ist bei fünf Restsekunden stets eine gute Idee. Platz drei war logischerweise endgültig weg, doch wir hatten gut genug vorgearbeitet um am Schluss trotz einer Punkteteilung mit dem SC Unterhaching (2085) vor dem SC Gröbenzell auf einem starken vierten Rang in den Hafen zu kommen!

Als Fazit bleibt zu sagen, dass es uns mega Spaß gemacht hat, mal wieder gemeinsam am Strang zu ziehen und die Erkenntnis bleibt, dass sich diese für alle schwierige Zeit auch online als Verein im Mannschaftsbetrieb überbrücken lässt!
Wir haben als Einheit wunderbar homogen funktioniert, was sich auch in der Punkteausbeute und den einzelnen Leistungen wiederspiegelt:
Ediz (6,5/14 2151 Leistung), Fabian (7,5/12 2231), Joseph (9,5/12 2338 | Platz drei in der Brettwertung!), Lorenz (7,5/12 2100) & Karl (6/10 2112)

Der SK Kelheim hat hier eine klasse Plattform geschaffen, die reibungslos funktioniert und sicher eine zeitnahe Nachahmung in welchem Format auch immer finden wird! Wir, als SG 1882 Fürth werden definitiv wieder am Start sein!
Ebenso war die Organisation im Vorfeld und eine stets erreichbare Turnierleitung während des Spieltags spitze. Vielen Dank auch an dieser Stelle noch mal für die Ausrichtung an das ganze Team.

Ob unser Erfolg nun gar für die BlitzMM 2022 qualifizierend war, ist unklar. Hoffen wir einfach, dass dies nicht der Fall war und wir uns dann im Frühjahr eben auf gewohntem Wege im Bezirk wieder die Figuren um die Ohren werfen dürfen!

Und wer bis hier hin gekommen ist und sich fragt, was das alles nun eigentlich mit Spargel zu tun hat oder ob der Titel reine zeittypische "Bauernfängerei" ist. Nein, den gab es zur Pausenstärkung im Hause Wittmann wirklich, was zu völligem Unverständnis der U25 Generation führte und zudem noch die Rotation etwas zum Rotieren brachte.
Geschadet hat's nicht und in diesem Sinne, auf eine leckere Spargelsaison und unterstützt die regionalen Bauern! Und noch viel wichtiger: bleibt gesund!

geschrieben von Fabian Eber