SG Ansbach/Bad Windsheim - SG 1882 Fürth 2

Zur neuen Saison gibt es neue Regeln und so dürfen auch im Schach nur noch 3G-Mitglieder mitspielen.
Der SC Ansbach/Bad Windsheim hat eine neue Adresse, doch im Zeitalter der Navis und Apps konnten wir das Spiellokal rechtzeitig finden.
Beide Mannschaften mussten Stammspieler ersetzen und so konnten die Teams einen DWZ-Schnitt von ca. 1735 an die Bretter bringen.
Unter dieser Voraussetzung konnte ein spannender Kampf erwartet werden.
Doch es kam anders:

Brett 7:
Benno wurde früh ein Doppelbauer verpasst. Stellung nach 14...d6-d5



Mit 15.Se5 Dh3 16.Dxb7 Ld6 17.Dxc6 Lxe5 18.dxe5 dxe4 19.fxe4 Tac8 hat Benno zwar immer noch die schlechtere Stellung, dafür aber 2 Mehrbauern.
Weiß spielte stattdessen 15.Sc4-d2 und verlor nach 15...dxe4 16.fxe4 Dg4 17.Kh1 Sxe4 einen wichtigen Zentrumsbauern.
Anschließend fand Benno nicht mehr ins Spiel zurück.
0 : 1


Brett 8:
Marc hat in der Aljechin-Verteidigung schnell einen Bauern mehr. Sein Gegner überzieht mit Erfolg:
Stellung nach 11.f4



Marc konnte hier mit 11...Sg6 12.Lxd5 exd5 13.Sc3 Lxg5 14.fxg5 0-0 mit 2 Bauern mehr aus der Eröffnung kommen.
Er spielte aber: 11...fxe4 12.fxe5 Lxg5 13.Dh5 g6 14.Dxg5 Dxg5 15.Lxg5 Tf8? (h6 ist besser) und der Vorteil war dahin.
Kurze Zeit später musste sich Marc geschlagen geben.
0 : 2

Brett 4:
Habieb griff im geschlossenen Sizilianer früh fehl. Nach 6 Zügen hatte Stockfish bereits eine Bewertung für +4,6 für Weiß. Norbert Müller, ein alter Weggefährte, der früher bei Schwarz-Weiß-Nürnberg spielte, ging die Sache langsam an. Doch nach 13...h6?? war die Stellung bereits abbruchreif:



Nach 14.Sd5!! ist Schwarz bereits machtlos: 14...Sxd5 15.Dh5 Kd7 16.exd5 kann man eigentlich aufgeben, auch wenn das nicht mehr modern ist. Eine weitere Variante: 14...Dd7 15.Dh5 g6 16.Sf6 Kd8 17.Sf7 Kc7 18.Dd1 De6 19.Sxh8 ebenso ungesund.
Weiß zog allerdings 14.Df3 Sd4 15.Df7 womit der Tanz noch etwas länger andauerte. Habieb kämpfte auf verlorenen Posten.
0 : 3

Brett 5:
Wilfried gab zunächst einen Bauern ab. Als er mit allen Figuren zum Angriff bläst unterläuft ihm ein Fehler:
Stellung nach 26...d3-d2



Mit 27.fxe6 d2 28.exf7 Dxf7 29.Txe8 Txe8 30.Txe8 Dxe8 31.Dd4 gewinnt Weiß den gefährlichen d-Bauern, da die Mattdrohung auf g7 zuerst zu beachten wäre. Schwarz muss Df8 spielen und danach stünde Wilfried leicht besser.
Wilfried zog hier 27.Sf6 und verlor bald.
0 : 4

Brett 2:
Burkhard spielte Pirc-Spezial und geriet anfangs in leichte Schwierigkeiten. Je länger die Partie dauerte, umso besser kam er ins Spiel. Am Ende einigte man sich auf ein gerechtes Remis.
0,5 : 4,5

Brett 1:
Ich durfte gegen den deutschen Jugendmeister der U14 von 2020 spielen, der die Russische Eröffnung anbot. Ich kannte mich nicht so gut aus und wandelte kurze Zeit auf den Spuren der Partie: Geller-Naranja die 1970 in Palma de Mallorca gespielt wurde.
Stellung nach dem 19. Zug von Weiß Sb1-d2



Gerade tauschte ich meinen c-Bauern gegen den a-Bauern und strebte nun mit dem Springer nach e5. Hier hätte mein Gegner einen schönen taktischen Zug mit Sd3!! gehabt. Dieser Springer wäre wegen Txe3 tabu und so schlägt Stockfish vor, mich mit Sf1-Sb2-Te1-c5 und Lf2 zu verteidigen. Trotzdem ist die Bewertung hier 2,4 für Schwarz, was einer Verluststellung gleichkommt. Stattdessen fand der Ansbacher den "Zweitstärksten" Zug Sd7!? der mich bei -1,3 Bauerneinheiten am Leben ließ. Trotz großer Zeitnot kämpfte ich mich in eine Remisstellung die ich bis zum 35. Zug innehatte.
Stellung nach dem 35. Zug von Schwarz: c4-c3



Einzig und allein 36.De3! hält remis,  Db1-Dg1-De4-Da1-Dh4-Kg1-Lh2!-Kf1-Dc4-Ke1 und Stockfish gibt mindestens fünf Remisvarianten an. Ich wollte den c-Bauern mit dem Läufer halten. Le3??-c2-Lc1-Dd5-De3-Dd1-Dg1-und Schwarz ging bei der Zugwiederholung Dd5-De3-Dd1-Dg1 auf meinen Remisvorschlag ein.
Im Anschluß fragten mich die Kiebitze was ich denn auf 42...Lf2!! gemacht hätte. Nach einen kurzen Prüfung sagte ich, dass ich dann aufgegeben hätte, denn auch Stockfish hat hier ein Matt in 7 für Schwarz parat!
Für diese Stellung trifft der alte Fachbegriff von Schachblindheit zu. Beide Spieler übersehen hier eine offensichtliche Drohung.
Jaques Mieses ein früherer Spitzen-Schachspieler (1865-1954) und Schachschriftsteller, führte die Schachblindheit auf die Ermüdung des Gehirns zurück.
1 : 5

Brett 6:
Narek spielte Caro-Kann und nachdem sich sein Gegner einen rückständigen Bauern eingebrockt hatte, stand Narek vorteilhaft. Sein ebenfalls junger Gegner wollte die ausgeglichene Partie mit Gewalt gewinnen:
Stellung nach 32.Sc3xd5??



Nun sollte Schwarz mit 32...Kb7 die Fesselung aufrecht erhalten und mit Tfd8 den Figurengewinn drohen.
Sollte sich Weiß davor mit 32.Sb4 befreien wollen, würde Tfd8 33.Txd7 Txd7 34.Sa2 Td2 zu einer klar gewonnenen Stellung für Schwarz führen, da der aktive schwarze Turm die Schlagzahl vorgibt.
Narek spielte 32...Txd5 33.Txd5 exd5 34.Txf5 und hatte ein remisverdächtiges Turmendspiel.
Als allerdings der Turm getauscht wird, ist das Bauernendspiel verloren.
1 : 6

Brett 3:
Niko spielte gegen Caro-Kann und hatte in folgender Stellung bereits eine Figur mehr.
Stellung nach 22...g7-g5



Nach 23.Sxf6 Dxf6 24.Lg3 Lxa4 gewann Schwarz eine Qualität zurück und hatte Ausgleich erzielt. Weiß konnte hier laut Stockfish aus 2 Gewinnvarianten auswählen:
1. Sxg5 hxg5 Lxg5 Td5 Df3 Txg5 Dxa8 (+4,4)
2. Tb7 Dxb7 Sxf6 Kg7 Sh5 Kf8 Lg3 (+3,5)
Nachdem Schwarz kurze Zeit auf Gewinn stand, erholte sich Niko wieder.
Stellung nach 46.Kf1-e1



Schwarz sollte nun 46...Txc3! einziger Zug 47.Dxc3 Da2 48.f5 Dxh2 versuchen und mit 2 Bauern gegen den Springer spielen.
Er zog stattdessen 46...Tb1 und nach 47.Kd2 Da2 48.Ke3 e5 49.Se7 Kh7 50.De4 war die Festung erstürmt.
2 : 6


Fazit:
Am Ende ein glattes 2 : 6 bei dem wir kräftig Lehrgeld bezahlt haben. In zwei Wochen geht es bereits weiter. Beim Lokalrivalen und ersten Aufstiegsaspiranten Schachfreunde Fürth hängen die Trauben kaum niedriger.

Wolfgang Heimrath