SGem 1882 Fürth 2 – SK Rothenburg 2 7 : 1
Die sehr unglückliche Niederlage aus Runde 2 noch im Kopf, stellten wir uns der Gastmannschaft in der eindeutigen Absicht, diesmal beide Match-Punkte nach Fürth zu holen. Dass dies so überzeugend gelang, lag ehrlicherweise auch an der Tatsache, in einigen der Partiestellungen über das „berühmte Quäntchen Glück“ zu verfügen. Man kann es aber auch gerne als „ausgleichende Gerechtigkeit“ im Hinblick auf Runde 2 betrachten.
Sehr erfreulich war wiederum der an allen Brettern spürbare Kampfgeist, sodass es immer zu dynamischen Stellungen kam. Sehen wir uns einige der spielentscheidenden Situtionen an:
Wiederum legte Philipp an Brett 6 den ersten Punkt vor:
Brett 6: Levitskii, P. - Köhl, M. 1 : 0
Zunächst wollte wohl Schwarz das Geschehen bestimmen und hatte sich schon im Zug 11 einen Bauern (f4) einverleibt. Die Stellungsnachteile sind jedoch deutlich sichtbar (Stellung nach 15. … h4?):
Fehlende schwarze Rochade, rückständige Entwicklung, eklatante Schwäche der schwarzen Felder, zwei halboffene weiße Turmlinien, …
Philipp ließ sich das in der Luft liegende Springeropfer 16. Sxf5 nicht nehmen und behielt erwartungsgemäß Recht:
Nach 16. … gxf5 17. Dxf5 liegt seine Stellungsbewertung schon bei +3.66 und Schwarz hätte nur noch mit der Figurenrückgabe 17. … Df6 den Hauch einer Chance wahrnehmen können.
Aber nach 17. … Db6+ (+ 11.7) 18. Kh1 Kd8 19. Dg5+ Kc7 20. De5+ Kd7 21. Dd6+
wollte sich der Nachziehende den Rest der Partie nicht mehr zeigen lassen.
Die Fesselung beider Bauern auf c6 und e6 ergibt dann ebenfalls den Figurenrückgewinn mit LxSd5 bei eindeutiger weißer Gewinnstellung.
Brett 3: Klingler, F. - Shlosberg, M. 0 : 1
Auch Mikes Gegner hatte sich schon frühzeitig vergriffen und eine ganze Figur eingestellt. Bei nur leichtem Stellungsvorteil (+0.37) zog Weiß in nebenstehender Stellung nämlich 12. Sd6+??
Nach 12. … DxSd6 13.TxLb7 Sa5 ist bei korrektem schwarzem Spiel die Partie nicht mehr zu retten, was Mike ohne Probleme auch gelang.
Brett 4 Hasgulec, E. – Diller, A. 0 : 1
Mit 13. Td1? Te8 hatte Emre seinem Gegner bei fehlender Springerentwicklung die e-Linie überlassen und ihm damit zu einem deutlichen Stellungsvorteil (-1.44) verholfen.
Die Abtauschvariante 13. Sxc6 Txe2 14. Sxd8 Txd8 16. Lxf6 gxf6 17. Sc3 hätte bei weiterer Materialreduzierung die Remischancen für Weiß evtl. erhöht.
Es ging weiter mit:
14. Df3 Sxd4 15. Lxd4 Lxd4 16. Txd4 Te1+ 17. Kh2 Dc7+
18. g3 Tae8 19. Td1 Txd1 20. Dxd1 Dc5 21. Kg2 Se4
22. De2 Kf8 23. c4? Dd4
Emre kämpfte sehr zäh weiter und Schwarz benötigte anschließend immerhin noch 20 Züge, um diese Gewinnstellung zum Sieg zu führen.
Brett 2: König, O. – Winter, G. 1 : 0
Nach 24. Dd6 d4? erreichte die bis dahin in etwa ausgeglichene Partie einen ersten Höhepunkt:
Das naheliegende 25. Dxe6+ hätte hier schon eine Gewinnstellung für Weiß ergeben. Z.B.
25. … Df7 26. Dc8+ Df8 27. Dxc6 mit den unangenehmen Drohungen Dc4+ und De6+. Schwarz muss mit 27. … Tc3 den d-Bauern hergeben und bleibt weiterhin massiv unter Druck..
Oliver wollte in obiger Stellung dagegen den Druck mit 25. Te1 verstärken und erreichte nach 25. … e5?? wiederum eine deutliche Gewinnstellung.
Damit gelingt es nämlich dem weißen Turm ins Geschehen einzugreifen. Sein Zusammenspiel mit der weißen Dame endet tödlich für Schwarz:
Z.B. 26. fxe5 fxe5 27. Dd8+ Kf7 28. Txe5 (+8.00).
25. … Dc8 (+0.37) hätte die obige Stellung noch einigermaßen in der Remisbreite gehalten.
Schwarz wurde sich der Gefahr bewusst und zog nach 26. fxe5 26. … f5?. Dies führte dazu, dass er sich stattdessen mit dem forciert voranschreitenden e-Bauern befassen musste. Er gab die Partie schon nach weiteren 4 Zügen auf.
Brett 5: Koller, N. - Vu, D. 0 : 1
In dieser Stellung hätte zunächst Weiß mit 12. cxd5 erkennbaren Vorteil erringen können (+1.75). Die Drohungen Dxb4, Lb5+ sowie der noch unsichere schwarze König sind dafür ausschlaggebend.
Doch es kam stattdessen der Zug 12. 0-0? Dg5 13. cxd5 und der Anziehende befand sich urplötzlich in einer Verluststellung (-2.37), welche man allerdings mit 13. … Dxg7 noch realisieren müsste.
In der Partiefortsetzung 13. … Txg7? kippte die Bewertung wiederum zugunsten von Weiß: (+1.54).
Es folgte die Abwicklung 14. Lb5+ Kd8 15. dxe6+ Ld6 16. g3 Ke7 17. Sxe4 Lxe4 18. Dxe4 Dxb5 19. exf7+ Kxf7 und Weiß konnte seine Mehrfigur behalten.
Der hohe Preis dafür in Gestalt von 3 Minusbauern und weiterhin unsicherem König führt allerdings zu einer insgesamt ausgeglichenen Bewertung (0.00).
Aber wie das so oft in dynamischen Stellungstypen der Fall ist: Weiß muss bis zum Remis stets optimale Züge finden und dies gelang dem Anziehenden offensichtlich nicht. Schon nach 20. b3 Te8 21. Dd4? Le5 war ein weiteres Qualitätsminus fällig und die Partie mit Minusturm nicht mehr zu halten.
Zu diesem Zeitpunkt stand es 4:1 zugunsten von Fürth.
Brett 1: Faust, B. – Dr. Zühlke, B. 0 : 1
Diese Stellung befindet sich einigermaßen im dynamischen Gleichgewicht: Weiß will mit seinem Freibauern und Sa5/ Sc6 am Damenflügel Fortschritte erzielen, während Schwarz die halboffene g-Linie und seine beweglichen Zentrumsbauern für einen Königsangriff nutzt.
Der Gegner bot mir hier Remis an, was ich allerdings mit 20. … e4 ablehnte. Jede Partei bezog nun im Sinne ihres jeweiligen Vorhabens Stellung. Es folgte: 21. Ta1 Ld4 22. Db3 Tg8 23. Kh2 Dg5 24. Dg3?:
Dies liefert Schwarz ein Zusatztempo für die optimale Positionierung seiner Dame.
Nach 24. … Dh6 25. Db3 f4 26. b7 Tb8 27. Sxa5 Dg7! wiederholt Schwarz nämlich seine Mattdrohung und verteidigt sich zugleich gegen Sc6.
Erstere wehrte Schwarz mit dem Bauernzug 8. g4 ab und musste nach 28. … f3
seinen Läufer opfern, da 29. Lb5 (La6) Le5+ 30. Kg1 Dh6 zwingend zum Matt führt.
Die resultierende Stellung war für Schwarz zwar noch nicht zwingend gewonnen, führte jedoch bei gravierender Zeitnot meines Gegners schnell zum erwünschten Resultat.
Beim Zwischenstand von 5 : 1 konnten wir nun an den verbleibenden Brettern 7 und 8 gelassen aufspielen:
Brett 7: Beller, J. – Springmann, M. 0 : 1
Die spieltechnisch entscheidende Situation ereignete sich in obiger Stellung mit 27. Dh4??
Schwarz bringt nun die weiße Dame mit 27. … Sf5! in Erklärungsnot. Nach 28. Dg5 Lh6 bleibt nur die Wahl zwischen schlechten Zügen, nämlich:
Damenverlust (siehe Partiefortsetzung) oder 29. Df6 Sxe3 30. fxe3 Dxe3+ 31. Kf1 Dxh3+ 32. Sg2 Tc2 und der weiße Königsflügel wird bald zusammenbrechen.
Interessanterweise verliert aber auch Schwarz nach 29. Dxh6 Sxh6 30. Sg3 seine Dame.
Nach 30. … Dxb1 31. Txb1 behält Schwarz jedoch die Mehrqualität, was bei besserer Stellung zum Sieg im 85. Zug! ausreichte.
Brett 8: Dragomir, A. – Wender, P. 1 : 0
Mit seinem letzten Zug 11. Dh4! inszenierte Andrei einen erfolgversprechenden Königsangriff.
Sein Gegner erlag zunächst nicht der Verlockung 11. … g5??, da er nach 12. Sxg5 hxg5 13. Dxg5 Kh8 14. Dxh6+ Kg8 15. Th3 vor nicht mehr deckbaren Drohungen steht.
Es ging vielmehr weiter mit 11. … Sd5 12. Lg5! S7f6 13. Lxh6 gxh6 14. Dxh6 Se4 15. Lxe4 f5 16. Dg6+ Kh8
Hier war die weiße Stellung bereits bei der Bewertung von +11.00 angekommen und die Abwicklung
17. Sg5 De7 18. Txf5!! hätte ein schnelles Ende herbeigeführt.
Man sehe: 18. … exf5 19. Dh6+ Kg8 20. Lxd5+ oder
18. … Txf5 19. Lxf5 exf5 20. Tf3 mit jeweils partieentscheidenden Drohungen.
Es ging weiter mit 17. Lxd5 exd5 18. Sg5 De7 19. Tae1 Dg7
Hier tauschte Weiß unnötigerweise die Damen, was den weiterhin klaren Stellungsvorteil jetzt deutlich verringerte.
Stattdessen wäre 20. Dh5+ Kg8 21. Se6! Lxe6 22. Txe6 die bessere Wahl gewesen, da man sich gegen die weiße Dame mit ihrem unterstützenden Turm auf der 6. Reihe nicht mehr gut verteidigen kann.
Schließlich kam es nach obiger Stellung zu einem sehr lang andauernden Turmendspiel mit wechselseitigem Verlauf. Auch Schwarz fand noch seine Gewinnchancen (siehe Partie im Ligamanager).
Andrei bewies jedoch das bessere Durchhaltevermögen und konnte die Partie schließlich in Zug 68 für sich entscheiden.
Fazit:
Der hervorragende Kampfgeist an allen Brettern wurde in diesem Match zu Recht belohnt.
Burkhard Zühlke (Mannschaftsführer)