SG 1882 Fürth - SC Forchheim 3,5:4,5

Am 3. Spieltag hatten wir den SC Forchheim zu Gast der nach zwei Runden noch sieglos war.
Unser Spiellokal war an diesem Sonntagmorgen leider nicht bespielbar (offensichtlich hatte das Aufräumkommando einer Taufe seinen Einsatz verpasst) und so mussten wir in den größeren aber kälteren Mehrzweckraum ausweichen.

Brett 5: Jörn Bade (DWZ 2222) - Wolfgang Heimrath (DWZ 2133)
Mein Gegner hat nach GM Jansa den zweitbesten DWZ-Wert seines Vereins. Seine Eröffnungswahl war etwas überraschend, aber zunächst kein Problem. Während der ersten 26 Züge gab es für keine Seite einen größeren Vorteil. Stellung nach 27.Le2xd1



Hier gab es einige Züge, die ich spielen konnte. Zum Beispiel: 27...g6 um das Feld f5 nachhaltig zu kontrollieren oder Kf7 um den König besser zu stellen. Ich zog 27...Sd7?? und gab nach 28.De7 auf. Ein Blackout mit Folgen. Die Engine springt direkt auf +5,6 für Weiß, da der bedrohte Läufer ziehen muss. Nach Lh3 würde Lb3 mit Matt folgen und nach Lf7 folgt Lg4 und der gefesselte Springer geht verloren.
Ich sah nur den Zug Da7, was nach Db8 die Dame vom Brett nehmen würde.
0:1


Brett 2: Niko Rosenboom (DWZ 2059) - FM Manfred Heidrich (DWZ 2188)
Im Sizilianer ist Fidemeister Manfred Heinrich zu Hause. Niko spielt Rossolimo und verpasst Schwarz einen Doppelbauern. Stellung nach 15...e7xf6



Schwarz hat hier einige Bauernschwächen, aber Weiß kann diese kaum ausnutzen. Hier schlägt Stockfish Sh4! vor und nach
Kh7 Dg4 De8 Dg3 f5 f4 sollte Weiß mit einem Vorteil von 0,6 versuchen das Feld e5 zu erobern.
Es kam 16.Dc1 Kh1 17.Sc4 b5 18.Sd2 f5 19.Sb3 und Schwarz hätte mit Dd5 ausgleichen können, zog aber den Zug 19...c4?!.
Wenig später ging man ins Endspiel mit ungleichen Läufern, welches folgerichtig remis endete.
0,5:1,5


Brett 4: Benno Funk (DWZ 1994) - Hans-Jürgen Döres (DWZ 2131)
Im c3-Sizilianer sind immer wieder spannende Abspiele zu sehen. Schwarz verzichtet auf die Rochade. Stellung nach 13...Ke8-e7



Benno hat hier zwei spannende Fortsetzungen:
0-0 Lxe5 dxe5 Dxe5 und Weiß gibt einen Bauern für aktives Figurenspiel und einen sicheren König. Interessanter wäre aber:
f4 f6 0-0 fxe5 fxe5 und Schwarz muss die Figur zurückgeben, da La3 Db3 Da5 La4! laut Stockfish +1,6 für Weiß ergibt, trotz Lb2. Somit wäre f4 f6 0-0 fxe5 fxe5 Lxe5 dxe5 Dc5 (Dxe5 verliert hier wegen Da4! +4,9) okay für Schwarz, da er nach Df2 die Damen tauschen kann.
Benno spielte 14.Sc4?! Ld7?! besser ist a6 Sxd6 axb5 (-0,6) oder Lxh2 De4 a6 Dh4 f6 (-0,3)  15.Sxd6 Dxd6 16.Lxd7 Dxd7 17.0-0 Tac8
18.Dd3 g6 19.c4 und die Stellung steht auf 0,00. Im Schwerfigurenendspiel will keiner ein Wagnis eingehen und so einigt man sich mittels
Zugwiederholung auf Remis.
1:2

Brett 8: Olli König (DWZ 1915) - Jonas Heimann (DWZ 1602)
Olli opfert im 7.Zug die Qualität und steht früh besser. Stellung nach 16.Sg1f3



Schwarz hat einen Trümmerhaufen auf dem Damenflügel, Felderschwächen im Zentrum und von Gegenspiel kann man auch nicht sprechen.
Stockfish gibt hier +1,6 für Weiß wenn Schwarz Df5 Td2 Kb7 spielt. Nun machen sich aber die 300 DWZ-Punkte Unterschied bemerkbar.
Nach zwei weiteren Zügen ist der Vorsprung von Olli bereits bei +4,4.
Es kam: 16...Lg7? 17.Sa4 c5? 18.Sxc5 Dc6 19.Dh3 Td7 und die Qualität wird zurückgewonnen, da e6 an Dxe6 Dxe6 Sxe6 Td7 Sxg7 Txg7 Le5 scheitert.
Mit zwei Mehrbauern gewinnt Olli das Turmendspiel.
2:2

Brett 6: Karl Wittmann (DWZ 2024) - Michael Liemann (DWZ 1928)
Karl schleppte sich trotz einer Grippe ans Brett, kam aber gut in die Partie. Stellung nach 55.Lg6-c2



In einem Endspiel mit einem Bauern mehr versucht Karl das Unausweichliche (remis) abzuwenden. Schwarz sollte hier mit Ta3 fortsetzen.
Kb2 (Kd4?? Se6) Th3 +0,1 und die schwarzen Figuren stehen zu gut um wichtige Fortschritte zu erzielen.
Nun folgte ein "Big Mistake" von Schwarz. Er spielte 55...Sxa4 und dachte, der Turm müsse zurücknehmen. Nach 56.Lxa4 fiel er aus allen Wolken.
3:2

Brett 3: Dr. Philipp Auburger (DWZ 2035) - Narek Gewondow (DWZ 1995)
Zunächst hinkt die Entwicklung bei Nareks Figuren. Trotzdem gibt es kaum Schwächen in seinem Aufbau. Stellung nach 15...Dg5-h6?



Weiß sollte nun der schwarzen Dame mit g3! ihre letzten Felder h4 und f4 nehmen. Somit würde Sg4 Dg6 (Dh3? Sg5) Sef6 Damengewinn drohen und Stockfish plädiert nach g3 für die beiden Lockerungszüge:
f6 Sg4 Dh3 Le2 oder g6 a4 f6 Sc4 und in beiden Varianten gibt er für Weiß einen Vorteil von 1,5 Punkten.
Weiß spielte aber sofort 16.Sg4?! Dh4 17.g3 De7 und die Dame stand nach seinem Ausflug auf den Königsflügel wieder sicher.
Im Anschluß konnte Weiß keinen stärkeren Druck mehr aufbauen und so kam es dann zu einem Turmendspiel das remis endete.
3,5:2,5

Brett 1: GM Vlastimil Jansa (DWZ 2298) - Maximilian Bildt (DWZ 2122)
Max durfte nach dem Ausfall von Joseph gegen eine lebende Legende antreten. Der tschechische Großmeister ist inzwischen 82 Jahre alt, gewann aber vor 6 Jahren die Ü65 Seniorenweltmeisterschaft. Mutig opferte Max eine Figur. Stellung nach 27.Sd1-f2



Wie so oft rechnet Stockfish hier etwas weiter und würde nun Sh2! Te3 f5 Kd1 fxe4 Lxe4 Lg4 Kc1 Sf1! spielen und zeigt +1,5 für Schwarz.
Oder man spielt d5 Df1 Dh2! Th3 Dxf2 Dxf2 Sxf2 Kxf2 Lxh3 Sxh3 und dxe4 Lxe4 Tad8 und Schwarz spielt mit Turm und 3 verbundenen Freibauern gegen Läufer und Springer. Auch hier ergab die Berechnung einen Vorteil von 1,1 für Schwarz.
Max zog 27...Se5 Df1 Dxf1? (besser ist Dh2) Txf1 Sxf3 Sxf3 h3 und Weiß stand nun bereits leicht besser. Stellung nach 36.Se4-d6?



Kurz vor der Zeitkontrolle hatte Max hier nochmal die Chance mit Ld5! auszugleichen. Nach c4 wäre  der Konterzug Td8! sehr stark.
Sollte Weiß aber stattdessen mit Tg1 fortfahren und nach Th8 Sgxf7 Lxf7 Sf5 Kf6 Sxe7 Kxe7 spielen, wäre das Material ausgeglichen.
Max spielte sofort 34...Th8? und nach 35.Sxe6 fxe6 36.Tg1 Th6 37.c4? (besser b4) folgte mit 37...Kf6? 38.Tf1 der Untergang.
3,5:3,5


Brett 7: Christoph Wallisch (DWZ 1876) - Norbert Strobel (DWZ 1950)
In einer Caro-Kann-Variante versäumte es Norbert, seinen Damenflügel zu entwickeln. Stellung nach 25.Tf1-d1



Weiß hat bereits viele Trümpfe in der Hand. Die d-Linie, der eingedrungene Turm, der dominierende Läufer. Deshalb sollte Norbert hier
zwecks Entlastung mit dem Springer ziehen. Sd5 Txf7 Kxf7 h3 (oder Lxd5 exd5 Txd5 b6!) Sc7 Td8 Se8 war ähnlich spielbar wie
Sc6 Txf7 Kxf7 g4! und Schwarz könnte e5 oder a5 spielen.
Norbert spielte 25...f5? und gab die Springerfelder e5 und g5 frei. Weiß fand aber nicht den Stockfish-Gewinnweg: Se5 fxe4 Sxf7 Kxf7 Td8 und fast egal was Schwarz nun zieht folgt Th8 und Schwarz gewinnt. Es kam 26.Lc2? Sc6 27.Txf7 Kxf7 28.La4 Se7? (besser Kf6) Se5? (Td6 +1,8) Kf6 Sc4 und Norbert war nach wie vor im Spiel. Stellung nach 58.Kf2-g3



Die Stellung ist objektiv remis und Schwarz sollte nun g5! spielen. Auf h4 kann Schwarz mit gxh4 ins Remis abwickeln.
Nach Abwartezügen wie Tc6 oder Tc5 kann Schwarz h6 spielen oder h5.
Norbert spielte 58...Kd5? womit Weiß nach Kf4 Kd6 mit einem ersten Abwartezug wie Tc2 gewinnen kann. Wenig später:  Stellung nach 62.Kf4xf5?



Nach Txc7 ist das Bauernendspiel remis. Txc7 Kxc7 Kg6 h4! Kxh6 Kd6 Kh5 und der schöne Zug h3! besiegelt die Punkteteilung.
Leider zog Norbert hier 62...Kd7 und Kg6 gewönne. Weiß ließ aber mit 63.g3? nochmal eine Tür offen, denn nun ist es wieder remis.
Tf8 Kg6 Kc8 Kxh5 Tf3 = Stockfish. Schwarz zog 63...Tf6? und verlor nach 64.Tc3!
3,5:4,5



Fazit:
Bei zwei fast gleichstarken Teams kam es erwartungsgemäß zu einem engen Match. Die knappe Niederlage war vermeidbar und bringt uns einen Mittelplatz ein.
In drei Wochen spielen wir bei der Reserve von Bavaria Regensburg, die wie wir bislang 3-3 Zähler auf dem Konto haben.

Wolfgang Heimrath

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